Gütersloh:Studie zu Kita-Personalnot: Kritik von Kultusminister

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In Sachsen fehlen laut einer Studie rund 17 000 Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten und Krippen. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren einiges...

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Gütersloh/Dresden (dpa/sn) - In Sachsen fehlen laut einer Studie rund 17 000 Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten und Krippen. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung. Die aktuelle Betreuungssituation sei aber immer noch nicht kindgerecht und stelle zudem eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar. Vor allem bei der Betreuung der Kleinsten schneidet Sachsen nicht gut ab. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) kritisierte hingegen, dass die Studie nur auf den Personalschlüssel schaue.

Demnach betreute eine Vollzeitkraft mit Stand März 2018 in einer Krippe für unter Dreijährige im Schnitt 6,2 Kinder. Damit hat sich die Personalsituation im Vergleich zu 2013 (6,6 Kinder) laut Studie zwar verbessert - dennoch bildet Sachsen mit diesem Personalschlüssel bundesweit das Schlusslicht. Den sächsischen Kindergärten hingegen attestiert die Studie eine deutliche Verbesserung: War eine Erzieherin im Jahr 2013 rechnerisch für 13,5 Jungen und Mädchen zuständig, waren es im Vorjahr 12,7 Kinder.

Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt allerdings, dass in Krippen ein Erzieher für maximal drei Kinder zuständig ist, in Kindergärten für 7,5 Kinder. „Der zusätzliche Personalbedarf in Sachsen ist immer noch hoch. Die Personalschlüssel haben sich zwar verbessert, sind aber noch lange nicht kindgerecht“, sagte Kathrin Bock-Famulla, Bildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung, laut Mitteilung.

Die Studie setze nur auf Masse statt auf Klasse, kritisierte Kultusminister Piwarz. Es sei falsch, lediglich den Blick auf den Personalschlüssel zu richten und die Betreuungsquote sowie den Ausbildungsstand des Kitapersonals außer Acht zu lassen. Er verwies darauf, dass die Betreuungsquote der unter Dreijährigen in Ostdeutschland und so auch in Sachsen deutlich höher sei als im Bundesdurchschnitt. Während der Betreuungsgrad in Krippen bundesweit lediglich 33,6 Prozent betrage, liege er in Sachsen bei knapp 51 Prozent. Auch sei das Personal deutlich besser ausgebildet. In diesem Jahr gibt der Freistaat rund 750 Millionen Euro und 2020 rund 840 Millionen Euro zur Finanzierung der Kindertageseinrichtungen aus.

Laut Bertelsmann-Studie kam in Sachsen zwischen 2008 und 2018 nur wenig pädagogisches Personal in den Kitas hinzu: Die Zahl stieg von rund 22 800 auf knapp 27 200 Erzieher. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Kita-Kinder von 144 600 auf rund 182 200 gestiegen.

Für eine kindgerechte Betreuung brauchen Sachsens Kitas laut Bertelsmann-Stiftung rund 17 000 zusätzliche Fachkräfte. „Für mehr Plätze, eine gute Kita-Qualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Diese könne man nur gewinnen und halten, wenn die Arbeitsbedingungen attraktiv seien.

Die Bertelsmann Stiftung schlägt deshalb vor, die Attraktivität des Erzieher-Berufes zu erhöhen - etwa durch eine kostenlose Ausbildung, eine angemessene Ausbildungsvergütung und eine Renten- und Sozialversicherungspflicht für die Ausbildungsgänge. Die Ausbildung solle bundesweit angeglichen werden, damit Erzieher in allen Ländern ohne Probleme arbeiten könnten.

Der Verband die Familienunternehmer in Sachsen forderte eine „echte Kita-Offensive“. Es brauche nicht nur mehr Erzieher, sondern auch flexiblere und längere Öffnungszeiten, um auf ‎die Bedarfe der Arbeitswelt angemessen reagieren zu können, sagte der Landesvorsitzender Christian Haase.

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