Zugunglück:Herrmann macht die Kette der Fehler rund um Bad Aibling länger

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann während einer Pressekonferenz. (Foto: dpa)

Bayerns Innenminister erklärt den Fahrdienstleiter zum Alleinverantwortlichen für das Zugunglück - und wird zurechtgewiesen. Denn die Ermittlungen sind noch gar nicht abgeschlossen.

Kommentar von Markus Balser

Wie sicher ist der Zugverkehr? Das fragen sich viele Menschen seit dem Zugunglück in Bad Aibling vor fast zwei Monaten. Klar ist für die Ermittler bislang, dass eine ganze Kette von menschlichen Fehlern das Unglück erst ermöglichte.

So schickte der zuständige Fahrdienstleiter zwei Züge unabsichtlich auf Kollisionskurs. Nicht zweifelsfrei aufgeklärt ist jedoch, warum sich die Katastrophe dann nicht mehr verhindern ließ. Ein letzter Notruf erreichte die Lokführer nicht rechtzeitig.

In einem wohl einmaligen Vorgang wiesen die Ermittler den Minister zurecht

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann machte die Kette der vermeidbaren Fehler im Zusammenhang mit dem Unfall von Bad Aibling am Dienstag um einen länger. Er erklärte den zuständigen Fahrdienstleiter per Bild-Zeitung zum Alleinverantwortlichen. Dabei sind die Ermittlungen der Behörden noch gar nicht abgeschlossen.

Ermittlungen
:Ein Zugunglück wie in Bad Aibling könnte sich wiederholen - befürchtet die Polizei

Nach einer ersten Analyse warnt die Staatsanwaltschaft: Im Notfall können Fahrdienstleiter verhängnisvolle Fehler machen, wenn sie das Funkgerät bedienen.

Von Markus Balser

Staatsanwaltschaft und Polizei beteuern: Neben menschlichem könnte auch technisches Versagen zum Unglück beigetragen haben. In einem wohl einmaligen Vorgang wiesen die zuständigen Ermittler den Minister per Pressemitteilung zurecht.

Der Behördenstreit wirft kein gutes Licht auf die Ermittlungen. Dass die Polizei die Bahn fast zeitgleich auch noch vor Fehlerquellen beim Absetzen von Notrufen warnt, untergräbt das Vertrauen in die Sicherheit des Schienenverkehrs. Politik und Behörden müssen jetzt dringend echte Aufklärung leisten.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: