Regensburg:Brisante Aussage im Wolbergs-Prozess

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Ein Polizist bestätigte vor Gericht ein Zitat, das zuvor ein anonymer Briefeschreiber erwähnt hat. Darin erhebt der Verfasser Vorwürfe gegen den Hauptsachbearbeiter der damaligen Ermittlungsgruppe in der Korruptionsaffäre.

Im zweiten Regensburger Korruptionsprozess um fragwürdige Parteispenden aus der Baubranche hat der frühere Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs am Dienstag mit seinem letzten Wort begonnen. Dabei zeigte er sich einmal mehr kämpferisch - wenngleich ihm, so sagte der 49-Jährige, nach vier Jahren Ermittlungen und zwei Prozessen langsam die Kraft ausgehe. Der einzige Fehler, den er aus seiner Sicht gemacht habe, sei, dass er sich nicht darum gekümmert habe, als ihm ein Bauunternehmer angeboten hatte, eine Rechnung einer Werbeagentur für den SPD-Wahlkampf zu übernehmen. Damit hätte er sich befassen müssen, so Wolbergs. Sämtliche weiteren Anklagepunkte ließen sich entkräften. Zuvor hatte auch der mitangeklagte Bauunternehmer alle Vorwürfe zurückgewiesen.

Begonnen hatte der Prozesstag mit der brisanten Aussage eines Polizisten, der als Zeuge geladen war. Er bestätigte ein Zitat, das ein anonymer Absender in einem Brief an Wolbergs formuliert hatte. Demnach soll der Hauptsachbearbeiter der Ermittlungsgruppe im Fall Wolbergs dem nun als Zeugen geladenen Beamten in einem Gespräch auf der Toilette sinngemäß über den früheren Regensburger Oberbürgermeister gesagt haben: "Wenn wir mit dem fertig sind, kann er froh sein, wenn er nicht aus dem Fenster springt." Dem Hauptsachbearbeiter hatte Wolbergs bereits im ersten Korruptionsprozess vorgeworfen, er habe einseitig zu seinen Ungunsten ermittelt.

Damals war Wolbergs wegen zwei Fällen der Vorteilsnahme verurteilt und von allen weiteren Vorwürfen freigesprochen worden. Von einer Strafe sah das Gericht ab. Der zweite Prozess läuft seit Herbst 2019. Die Staatsanwaltschaft wirft Wolbergs Bestechlichkeit und Vorteilsannahme vor. An diesem Mittwoch will er sein letztes Wort fortsetzen. Ein Urteil soll es am 17. Juni geben.

© SZ vom 10.06.2020 / DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Andreas Glas

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