Wasserschutz:Kripo ermittelt gegen Bauern-Chef wegen Bodenverunreinigung

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Der Präsident des mittelfränkischen Bauernverbands soll Gülle und Silosickersäfte in ein benachbartes Waldgrundstück geleitet haben.

Von Christian Sebald, München

Der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Günther Felßner, steht im Verdacht, über ein Rohrsystem Gülle und andere landwirtschaftliche Abwässer vermischt mit Regenwasser von seinem Hof in ein benachbartes Waldstück abgeleitet zu haben. Bereits in der vergangenen Woche wurden deshalb der Hof und das Privathaus des 50-jährigen Landwirts im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz durchsucht. Die Ermittlungen gehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auf eine anonyme Anzeige zurück. Das Waldstück liegt demnach in einem Wasserschutzgebiet.

Felßner ist Milchbauer, mit 120 Milchkühen zählt sein Hof für bayerische Verhältnisse zu den eher großen. Der Mittelfranke ist seit vier Jahren Vizepräsident des Bauernverbands und in dessen Präsidium für den Bereich Milch zuständig. Er wird deshalb auch "Milchpräsident" genannt. Unter den Milchbauern ist er seit jeher umstritten, weil er von Anbeginn an für die völlige Liberalisierung des Milchmarktes eingetreten ist.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den BBV-Vizepräsidenten wegen des Anfangsverdachts, das Grundwasser geschädigt zu haben. Dazu wurden umfangreiche Untersuchungen veranlasst. So werden angeblich auch die Wasserprotokolle der Stadt Lauf überprüft, um etwaige erhöhte Nitratwerte im Grundwasser festzustellen. Außerdem besteht der Verdacht, dass durch die Einleitungen Bäume in dem Waldstück beschädigt wurden.

Felßner selbst war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. In einer schriftlichen Erklärung bestätigte er aber die Ermittlungen. Allerdings wies er die Vorwürfe strikt zurück. Über die Rohrleitungen laufe ausschließlich Oberflächenwasser in das Nachbargrundstück, heißt es in der Erklärung. Bis vor kurzem sei dessen Besitzer auch damit einverstanden gewesen. Dann aber habe er ihm die Erlaubnis dazu entzogen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Felßner Probleme wegen der Entsorgung von Abwässern hat. Ende 2014 beschwerten sich Nachbarn deshalb beim Landratsamt Nürnberger Land. Bei einer Nachschau auf dem Hof entdeckten Mitarbeiter der Behörde, dass Felßner keinen ausreichenden Behälter für Sickersäfte hatte und verlangten Abhilfe. Darauf stellte Felßner der Kreisbehörde zufolge einen Kunststofftank auf, der im März 2015 wegen eines Defekts überlief.

© SZ vom 25.11.2016 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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