Wahlkampf in Bayern:Söder - gibt's jetzt auch im Kino

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Den Auftakt zur Tour durch die Lichtspielhäuser macht Bad Tölz. (Foto: CSU)

Bayerns Bald-Ministerpräsident inszeniert seinen eigenen Blockbuster mit Botschaften wie Heimat, Glauben und Visionen. Doch Vorsicht: In der CSU kursiert bereits eine dreiste Fälschung.

Glosse von Wolfgang Wittl, München

Der letzte Schritt zum "Walk of fame" der bayerischen Politik steht zwar noch aus, doch der Weg war schon einmal steiniger für Markus Söder. Beim Aschermittwoch in Passau vom CSU-Volk bejubelt, beim Schwabinger Fischessen gefeiert, seine Umfragewerte gehen konstant nach oben: Söder hat zweifellos einen Lauf - einen "good run", wie man in Hollywood sagen würde. Da kann wohl auch ein kleines Malheur wie das mit der AfD die gute Laune nicht verderben.

Als Noch-Finanz- und Heimatminister hatte Söder für Dienstagabend zum Festakt nach Ingolstadt geladen, Kulturschaffende sollten mit dem Heimatpreis ausgezeichnet werden - eine Art oberbayerischer Oscar. Zum Schauplatz der Zeremonie hatte das Ministerium allerdings ein Gasthaus erkoren, das sich in ganz Bayern einen Ruf als Stammlokal der AfD erworben hat. Gewerkschaften meiden das Haus seitdem, Lokalpolitiker rümpften pikiert die Nase. So eine Auszeichnung sei ja "eine schöne Sache", schrieb ein Bezirksrat der Grünen an Söder. Es sei ihm aber "rätselhaft", warum die Feier ausgerechnet in diesem Gasthaus stattfinde: "Sie werden Ihre Gründe dafür haben."

Einer der Gründe dafür war offenbar, dass die Ingolstädter Tourismusgesellschaft dem Ministerium das Lokal empfohlen hat. Söder soll nichts gewusst haben, trotzdem sah der Donaukurier "ein höchst fragwürdiges Signal". "Ausgerechnet Söder, ein um keine Inszenierung verlegener Symbolpolitiker, tappt völlig unnötig auf dieses Minenfeld", tadelte das Heimatblatt von Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer. Das sei "fast nicht zu glauben".

So ist das, wenn man sich auf andere verlässt. Welch kraftvolles Werk entstehen kann, wenn der Cineast Söder selbst Regie führt, lässt sich an seinem neuen Wahlkampfformat erkennen. "Söder persönlich" heißt der geplante Blockbuster, eine Fortsetzung der von der Landtagsfraktion abgesetzten Staffel "Seehofer direkt". Wer nicht gewusst hat, dass Söders Liebe dem großen Kino gehört, entdeckt das sofort mit einem Blick aufs Plakat.

Zu sehen ist ein Mann mit offenem Hemd, der lässig mit der Rolle des modernen Landesvaters spielt. Einer, der kalt lächelnd pfeift auf den Nachwuchspreis als größter Ministerpräsidentendarsteller aller Zeiten (Grömaz - nicht verwandt mit der bayerischen Matz, die gefühlt so etwas wie "scho a Hund" sein kann, obwohl sie eher ein Ferkel ist). Jawohl, die Welt ist kompliziert geworden, da braucht es klare Botschaften. Heimat, Glauben, Sicherheit, Soziales, Visionen - darüber will Söder in Bayerns Kinosälen reden, natürlich immer montags (Kinotag!). Premiere ist nächste Woche in Bad Tölz mit der Nebendarstellerin Ilse Aigner.

Links von Söder grüßt der bayerische Löwe vom Plakat, rechts eine Figur von subtiler Symbolik. Schwert, Schild und Schwingen lassen auf den Erzengel Michael schließen. Vermutlich ist es aber eines der bewaffneten Engelskinder, wie sie an der Münchner Mariensäule wachen. Egal: Alle kämpfen irgendwie gegen Drachen, Teufel oder Schlangenkönige. Bewahrer des Christentums oder zumindest Bayerns, das ist ja auch etwas. Die Furche auf Söders Stirn zeigt: Hier ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, der einiges mitgemacht hat im Leben. Vielleicht stammt sie aber auch vom Erzengel Michael.

Doch Vorsicht: In der CSU kursiert bereits eine dreiste Fälschung. Sie zeigt ein Aschermittwoch-Plakat mit Gesundheitsministerin Melanie Huml und einem Söder, der nicht nur einen Kopf kleiner ist, sondern Brille trägt und einen anderen Vornamen (Thomas). Angeblich handelt es sich um den Bürgermeister im fränkischen Hallstadt. Das Format: Söder ungeschminkt.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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