Wahl zum Fraktionsvorstand:Ein Fall für zwei

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Florian von Brunn (links) und Horst Arnold von der SPD. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Absurdes Theater bei der SPD

Von Lisa Schnell, München

Wieso gehen Horst Arnold und Florian von Brunn immer zusammen aufs Klo? Hat die SPD ihren Sitzungssaal besetzt und kommt nie wieder raus? Es sind nur zwei Fragen von vielen, über die es am Donnerstag im Landtag die wildesten Theorien gab. Alles begann um kurz vor 11 Uhr. Mikros und Kameras sind aufgebaut. Gleich will die SPD ihren neu gewählten Fraktionsvorstand präsentieren. Zwei Kandidaten gibt es: Florian von Brunn und Horst Arnold. Es werde sicher schnell gehen, hieß es.

11.05 Uhr, die Türen sind noch geschlossen. Die Journalisten lugen durch ein kleines Fenster in den Saal hinein. Sie sehen einen SPD-Mann, der Kaugummi kaut, ein anderer blickt aus dem Fenster. Sie wählen nicht, sie diskutieren nicht, sie warten. Auf was? 11.07 Uhr, die Journalisten schauen verwundert durch ihr Guckloch, die SPD schaut verärgert zurück. Dann ein elektrisches Summen und Schwarz. Jemand hat die Jalousien geschlossen. 11.27 Uhr: Ein Abgeordneter trägt eine große Provianttüte in den Saal. Wird die SPD nie wieder rauskommen? Ist das eine neue Strategie? Wer nichts sagt, sagt nichts Falsches? 11.40 Uhr: Die Journalisten sind in das Treppenhaus umgezogen und beobachten den Balkon vor dem Sitzungssaal. Sie sehen zwei Männer, die zusammen rauchen, lachen, für ein Foto posieren und wundern sich: Sind das nicht die zwei Konkurrenten? 12.25 Uhr: Die Tür öffnet sich. Brunn und Arnold schreiten so nah beieinander heraus, dass es so aussieht, als würden sie Händchen halten. Sie gehen jetzt auch gemeinsam auf die Toilette. Warum? Sagt Arnold nicht, dafür aber: "Es ist jedes Mal ein Prozess der intensiven Annäherung."

Was ist da los? Wenn mal einer von der SPD im Gang an den Journalisten vorbei muss, stiert er höchst angestrengt in die andere Richtung. Noch nie wurden die Wände des Landtags so intensiv beäugt wie an diesem Donnerstag. Dann endlich um 14.05 Uhr die Auflösung: Zweimal bekamen Arnold und Brunn die gleiche Anzahl der Stimmen. Der gemeinsame Toilettengang galt wohl weniger der Annäherung als der Kontrolle. Wer weiß, wen der andere noch überzeugt, wenn man gerade Hände wäscht? Am Ende zumindest steht nur Arnold vor der Presse. Er hat gewonnen. Brunn huscht unbemerkt an ihm vorbei. Er hat zwar keinen Posten, aber immerhin wieder ein bisschen Zeit für sich.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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