Vorstoß im Landtag:FDP fordert mehr Politik in Schulen

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Bayern hinkt bei politischer Bildung anderen Bundesländern hinterher

Von Anna Günther, München

Mehr Wertschätzung und mehr Schulstunden für Politik fordert die Landtags-FDP und hat ein Antrags-Paket zur Stärkung des Politikunterrichts im Landtag eingereicht. "Wenn Schüler, wie in Artikel 131 von der Verfassung gefordert, im Geiste der Demokratie erzogen werden sollen, muss Politikunterricht genauso so wichtig sein wie die anderen Fächer", findet Matthias Fischbach, der parlamentarische Geschäftsführer und Bildungsexperte der Liberalen. Derzeit sei das nicht der Fall, bayerische Schüler seien im Bundesvergleich sogar benachteiligt. Fischbach stützt sich auf eine Studie aus dem Jahr 2018, wonach Buben und Mädchen im Freistaat deutlich weniger Politikunterricht haben als Schüler in anderen Bundesländern.

Bisher beginnt Sozialkunde am Gymnasium und an Realschulen in der 10. Klasse. Fischbach ist das zu spät. Er fordert, dass alle bayerischen Schüler schon in der neunten Klasse mindestens zwei Stunden Politikunterricht haben. An Mittelschulen lernen zwar schon die Jüngsten Politik kennen, aber stets in Kombination mit Geschichte und Geografie, nie als eigenes Fach. Seine Anträge sieht Fischbach als Ergänzung zur FDP-Forderung, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. "Essenzielle Voraussetzung" sei, dass Jugendliche das politische System kennen und bis zur ersten Wahl in der Schule begleitet werden. Davon verspricht er sich mehr Wahlbeteiligung und hofft, dass das Engagement - etwa der Fridays-for-Future-Aktivisten - in der Politik ankommt. "Es ist wichtig, dass die Jungen in dieser alternden Gesellschaft Gehör finden und mitsprechen", sagt Fischbach. Diese Generation müsse sich einmischen dürfen, und dafür müsse sie politisch gebildet sein. Um Politik in der Schule erlebbar zu machen, würde die FDP Schulsprecher basisdemokratisch wählen, nicht über Klassensprecher. Politikplanspiele sollen Pflicht werden. Damit alle Lehrer bei aktuellen Ereignissen mit den Schülern diskutieren können, soll Demokratiebildung im Studium und bei Fortbildungen Pflicht sein.

In der Sache dürfte Fischbachs Forderung auf wenig Widerstand stoßen. Dass Jugendliche mit 16 Jahren wählen und in der Schule mehr politische Bildung erfahren sollen, sind schon lange Themen von Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Dass er sich das Wahlalter mit 16 gut vorstellen könnte, gab Piazolo erst im Frühjahr wieder bekannt. Als Minister hat dies freilich eine andere Dimension als in der Opposition. Die CSU ist bisher dagegen. Und Vorschläge der Opposition werden selten angenommen. Dabei hatte die CSU ihre plötzliche Einwilligung zur Rückkehr zum G 9 stets damit erklärt, politische Bildung stärken zu wollen. Ob der Koalitionsminister Piazolo mehr Politikunterricht durchsetzen kann, wird sich bald zeigen: Noch vor der Sommerpause soll das Konzept zur neuen G-9-Oberstufe vorgestellt werden. Dort besteht noch Spielraum. Die Stundentafel bis zur elften Klasse steht längst - und ist von Fischbachs Wünschen sowie denen vieler Politiklehrer weit entfernt: Sozialkunde wurde in Politik und Gesellschaft umbenannt, und gewinnt mit Geschichte durch das zusätzliche elfte Schuljahr drei Stunden dazu. Darüber hinaus versteht man im Ministerium politische Bildung als Auftrag an alle Fächer.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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