Staatsregierung:Auftakt mit Lob und Tadel

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Im Landtag werden zwei neue Kabinettsmitglieder vereidigt

Von Lisa Schnell, München

Der Tag hatte so harmonisch begonnen für Carolina Trautner (CSU). Mit einem schönen Blumenstrauß und, noch viel schöner, mit lobenden Worten des Ministerpräsidenten. Trautners Empathie für die Menschen sei groß, sagte Markus Söder, genauso groß wie ihre Kenntnis über das Sozialministerium. Da war Trautner knapp zwei Jahre Staatssekretärin, nun, mit 58 Jahren, wird sie Sozialministerin. Es lief alles wunderbar. Sie verhaspelte sich nicht beim Eid auf die Verfassung, sie trägt dazu bei, dass es nun genauso viele Ministerinnen wie Minister gibt. Gut, einen Staatssekretär hat ihr Haus nicht mehr. Den hat jetzt das Bauministerium, an dessen Spitze ihre frühere Chefin Kerstin Schreyer steht. Klaus Holetschek (CSU) wurde auch am Donnerstag vereidigt. Manch einer meint, das Soziale werde jetzt leiden. Kein Staatssekretär mehr, womöglich keine so durchsetzungsstarke Ministerin mehr an der Spitze. Bis jetzt hörte man über Trautner vor allem, wie sympathisch sie sei. Am Donnerstag aber bot sich ihr gleich die Gelegenheit, zu beweisen, dass sie auch anders kann. Nach dem harmonischen Teil am Vormittag folgte der weniger harmonische am Nachmittag. Da fiel Trautner als frisch gebackener Ministerin die Aufgabe zu, den eigenen Kabinettskollegen zurecht zu weisen. Die Rede ist von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW). Der vertritt die Meinung, dass der Einzelhandel mehrere Tage im Jahr bis Mitternacht geöffnet haben soll. Im Koalitionsvertrag steht davon allerdings nichts. Als die FDP am Donnerstag Aiwangers Idee auf die Agenda setzte, lehnten sie sowohl seine eigene Partei als auch die CSU ab. Ja, sie stimmten sogar dagegen, ihn herbei zitieren zu lassen. Am Ende kam Aiwanger doch und es war Trautner, die ihm die Meinung sagen musste. Sie tat es nett - "Lieber Hubert, ich schätze dich sehr!" - und mit Kreativität. Die Äußerungen des Wirtschaftsministers bei einer öffentlichen Rede seien "persönlich" gewesen. Was das denn heiße, wollte die Opposition wissen. "Das klären Sie bitte mit dem Herrn Minister!", sagte Trautner. Diplomatisch, die neue Ministerin.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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