Söders Lieblingsprojekt:"Das ist aberwitzig"

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"Star Trek"-Fan Markus Söder, damals noch Finanzminister, mit dem Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl (li.), und Investor Gerd Schmelzer 2017 bei der Finanzierungsvereinbarung für das Projekt. Unschwer zu erkennen, dass Söder Gefallen hatte an der Idee des Zukunftsmuseums. (Foto: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat)

Die Abgeordneten im Kunstausschuss kritisieren die Pläne für eine Zweigstelle des Deutschen Museums in Nürnberg: zu teuer, zu undurchsichtig

Von Lisa Schnell, München

Wolfgang Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums, ist erschrocken als er die Zahlen sah. "Warum so teuer?", fragte er sich. In der Staatsregierung habe dem ein oder anderen deshalb sogar manchmal die Hand gezittert, wird den Abgeordneten im Kunstausschuss am Mittwoch berichtet. Am Ende unterschrieb eine dann nicht mehr zitternde Hand aber doch den Mietvertrag für die Dependance des Deutschen Museums in Nürnberg. Warum, das erscheint den Abgeordneten im Kunstausschuss allerdings nicht ganz einsichtig.

2,8 Millionen Euro im Jahr kostet die Miete für das neue Museum am Nürnberger Augustinerhof. Für 25 Jahre hat sich die Staatsregierung verpflichtet zu zahlen. 70 Millionen Euro Kosten sind insgesamt vorgesehen. "Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, das Gebäude zu kaufen?", fragt sich nicht nur die Nürnberger Abgeordnete Helga Schmitt-Bussinger (SPD). Normalerweise baue der Freistaat selbst, wenn ein Gebäude länger als zehn Jahre genutzt werde, sagt Oliver Jörg (CSU). Am deutlichsten bringt Thomas Goppel (CSU) die Zweifel auf den Punkt: "Das ist aberwitzig. Wer immer es erdacht hat, spinnt."

Ob er damit Heimatminister Markus Söder (CSU) meint, zu dessen Lieblingsprojekten das Deutsche Museum für Nürnberg gehört? Von Söder bekamen die Abgeordneten keine Antwort, sondern von einem Vertreter der Staatsregierung. Auch wenn man das Gebäude gekauft hätte, wären laufende Kosten entstanden, sagt er. Jetzt aber müsse der Vermieter für Kosten wie die technische Weiterentwicklung aufkommen. Außerdem befänden sich in dem von Architekt Volker Staab geplanten Gebäude ja auch noch ein Hotel und Büros. Ein Umstand, der einen Kauf noch einmal kompliziert hätte. Eine konkrete Rechnung, bei der die Kosten von einer Mietlösung und einem Kauf gegenübergestellt werden, kann er nicht präsentieren. "Es wäre unser Wunsch, dass wir diese Rechnung bekommen", sagt Michael Piazolo (Freie Wähler). "Umgehend bekommen", ergänzt Schmitt-Bussinger und erhält dann auch die Zusage der Staatsregierung dafür.

Einige Abgeordnete von SPD und Grüne wundern sich nicht nur über die hohe Miete sondern auch über den Vermieter. Der heißt Gerd Schmelzer und ist neben seinem Job als Immobilienentwickler auch der Mann von Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (CSU). Ein "Gschmäckle" nennt Verena Osgyan von den Grünen die Verflechtungen, eine "Salamitaktik" die Informationspolitik der Staatsregierung. Zu Anfang seien nur acht Millionen Euro Kosten veranschlagt worden, jetzt seien es fast 28. Dass Investitionen nötig sind, sei klar. Sie wünsche sich nur, dass man von vornherein mit offenen Karten spiele.

Schmitt-Bussinger hätte gerne gesehen, dass man sich intensiver mit anderen Standorten auseinandergesetzt hätte, etwa mit dem alten Postgebäude am Bahnhof oder dem Quelle-Gelände. Einig sind sich die Abgeordneten der Opposition, dass Museumsdirektor Heckl sich etwas mehr zutrauen dürfte. Heckl rechnet mit 30 000 Besuchern pro Jahr in Nürnberg, im Deutschen Museum in München sind es 1,5 Millionen. Ziemlich jedes Museum in Nürnberg zähle um die 30 000 Besucher, heißt es von der SPD. "Eine Null gehört noch dazu", sagt Peter Bauer von den Freien Wählern. Man wolle doch ein Museum von Weltstandard, da dürfe man schon einen gewissen Anspruch haben.

Weltstandard will Heckl auch. Der Standort direkt in der Innenstadt neben dem Christkindlesmarkt sei für ein Publikumsmuseum bestens geeignet. Die neuen Investitionen brächten eine Reihe von Verbesserungen: 5500 statt 4000 Quadratmetern, Decken, die höher als drei Meter sein können, eine breitere Treppe, Labore, in denen die Besucher Technik interaktiv erfahren könnten. Er rechnet mit der Eröffnung 2020. Inhaltlich will das Museum, ausgehend von Science-Fiction-Filmen, zeigen, wie aus Visionen Innovationen werden. Auch hier hätten viele Abgeordnete gerne mehr gehört. Ende des Jahres soll das Konzept stehen. Warum der Freistaat eine so hohe Miete zahlt, wollen die Abgeordneten schon früher wissen.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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