Nahezu alles in der CSU ist etwas kleiner oder dünner geworden: manche Wahlergebnisse, die Bedeutung in Berlin und der Welt, natürlich auch die Personaldecke. Nur die Ansprüche, die sind immer noch groß: Parteichef Horst Seehofer meint, er sei derart unersetzlich, dass er sich jetzt auch noch als sein eigener Nachfolger für die Zeit nach 2018 in Stellung gebracht hat. Finanzminister Markus Söder hält sich sowieso für den besseren Seehofer. Und auch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner glaubt, ihre Zeit sei fast gekommen.
All dies sind jedenfalls beste Voraussetzungen dafür, dass in Zukunft alles nicht so wird, wie Seehofer sich das erträumt: Sein Vermächtnis sollte die geordnete Machtübergabe in der CSU sein. Also keine Machtkämpfe, keine Zerreißproben, kein Drama. Aber derart friedensbewegt ist die Partei auch unter Seehofer nicht geworden.
Markus Söder zählt Seehofers Tage und macht ihm das Leben schwer. Damit stellt er sich in die Tradition von Karl-Theodor zu Guttenberg, der es vor gar nicht langer Zeit geschafft hatte, den Chef mit seinen Machtansprüchen ähnlich aus der Fassung zu bringen. Und Guttenberg wurden immerhin Wunderkräfte in der Partei nachgesagt. Söder dagegen hat die nicht. Ihm gelingt es nicht einmal, sich beliebt zu machen. Trotzdem hat er es weiter gebracht, als viele es ihm zutrauten. Er ist zur Bedrohung für Seehofer geworden.