Die SPD fordert die Aufnahme des Vaters der bayerischen Verfassung in die Walhalla. Der 1980 gestorbene frühere Ministerpräsident Wilhelm Hoegner sei die prägende Persönlichkeit Bayerns in der Nachkriegszeit gewesen, sagte SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher zum bevorstehenden 70. Jahrestag der ersten Ernennung Hoegners zum bayerischen Ministerpräsidenten am 28. September 1945. "Deswegen sollte ihm die Ehre zuteil werden, in die Walhalla aufgenommen zu werden."
Hoegner steht damit in Konkurrenz zu Franz Josef Strauß, den die CSU in die in der Nähe von Regensburg gelegene Ruhmeshalle für die bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte befördern will. Der 1887 geborene Hoegner ist seit 1945 bis heute der einzige Sozialdemokrat auf dem bayerischen Ministerpräsidentensessel geblieben. Er amtierte zweimal: 1945/46 und von 1954 bis 1957 als Chef einer Viererkoalition gegen die CSU.
Was Wilhelm Hoegner leistete
Hoegner war schon vor der NS-Zeit politisch aktiv und von Beginn an Gegner der Nazis. "Er war meines Wissens der einzige Politiker, der zweimal gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt hat", sagte Rinderspacher. "Einmal im Reichstag und einmal im bayerischen Landtag". Hoegner verbrachte die NS-Zeit im Schweizer Exil. Nach seiner Rückkehr wurde er von der US-Militärregierung beauftragt, eine demokratische Verfassung für Bayern vorzubereiten.
Hoegner habe die sozialen Grundrechte in der bayerischen Verfassung verankert, sagte Rinderspacher - Rechte auf Wohnung, auf Naturgenuss, auf Bildung, auf den Mindestlohn. Außerdem habe Hoegner die Grundlage für den Wiederaufbau des bayerischen Justizwesens gelegt. Aus der Schweiz habe er die Idee der direkten Demokratie mitgebracht. Bayern sei lange Zeit das einzige Bundesland gewesen, in dem es Bürgerentscheide und Volksbegehren gegeben habe. "Er hat die Grundlage für das moderne Bayern gelegt", sagte Rinderspacher.