Rechtsextremismus:Rassismus-Vorwurf gegen Rocker

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Rechte Sprüche und ein Hitlergruß: Ein Rocker soll in Regensburg einen jordanischen Medizinstudenten aus rassistischen Motiven geschlagen haben. Nun gibt es auch Vorwürfe gegen die Polizei.

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Den Abend, an dem Rahman A. (Name geändert) in seinen Geburtstag hinein feiern wollte, wird er so schnell nicht vergessen. Es war der 20. September, als der jordanische Medizinstudent mit drei Freunden in einem Regensburger Café saß, ehe er laut eigener Aussage von einem Ehepaar angegriffen und rassistisch beschimpft wurde. Die Feier endete für A. mit einem Knöchelbruch, der operiert werden musste, mit Platzwunden und einer Schädelprellung - sowie der Erfahrung, dass außer seinen Begleitern kaum jemand etwas von dem Vorfall mitbekommen haben will.

Die Auseinandersetzung ereignete sich in einem Lokal, das sich der bundesweit ausgezeichneten Initiative "Keine Bedienung für Nazis" angeschlossen hat. Auch deshalb hat der Verein nun zu einem Gespräch geladen, um auf den Vorfall aufmerksam zu machen und Rahman A., 29, zu helfen. Der schildert detailliert, was an dem Abend aus seiner Sicht geschah: Wie er sich auf einer Bank zurücklehnte und von dem Pärchen angemotzt wurde, er solle nicht schaukeln. Wie der Mann ihn beleidigte, auf ihn losging und wie dessen Frau ihn von hinten mit einem Glas niederschlug. Wie er zusammensackte, als der Mann ihm auch noch von vorne die Faust ins Gesicht hieb, wie er sich wohl dabei das Sprunggelenk brach und wie er von den Angestellten trotz blutverschmierten Oberkörpers auf den Vorplatz verwiesen wurde.

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Dort habe das Pärchen den Hitlergruß gezeigt, "Deutschland den Deutschen" gerufen und ihm beschieden, in das Loch zurückzukriechen, aus dem er gekommen sei. Die Polizei werde ihm auch nicht helfen können, wenn er vor einem möglichen Prozess bereits tot sei, habe der Mann noch gedroht - und ihm seine tätowierte Brust mit einem Symbol der Rockerbande Hells Angels gezeigt. Dass der mutmaßliche Angreifer bereits 60 Jahre alt sei, dürfe man nicht falsch verstehen, sagt A. Sehr muskulös sei der Mann, "mit Oberarmen wie meine Oberschenkel".

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A. berichtet, wie er auf eigenen Wunsch einen Alkoholtest machte, um seine Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Und dass er jeder Aggression aus dem Weg gehen wollte. Zwei Zeuginnen bestätigen seine Worte. Außerdem erheben sie Anschuldigungen gegen die Polizei. Die Beamten hätten ihre Aussagen weder dokumentiert, noch hätten sie auf die Rassismus-Hinweise reagiert. Erst gut zwei Wochen später seien sie zur Zeugenvernehmung gebeten worden und dann - am vergangenen Dienstag - sogar ein drittes Mal. Eine Nachfrage ergab, dass die vorherige Aussage vorübergehend nicht auffindbar gewesen sei.

Ein Polizeisprecher sagt, der Sachbearbeiter sei in Urlaub gewesen, daher habe man die Protokolle nicht sofort entdeckt. Die Polizisten seien an jenem Abend zu mehreren Schlägereien gerufen worden, "leider ein Alltagsgeschäft", zumal sich das Pärchen und der Student gegenseitig beschuldigt hätten. Jetzt, da der rassistische Vorwurf bekannt sei, ermittle der Staatsschutz. Weitere Zeugen müssten gehört werden. Die Staatsanwaltschaft teilt mit, es lägen wechselseitige Anzeigen vor: gegen den Studenten wegen Körperverletzung, gegen das Pärchen wegen Verwendens von verfassungswidrigen Kennzeichen sowie gefährlicher Körperverletzung. Ein Sprecher des Cafés erklärt, Mitarbeiter hätten den Vorfall erst bemerkt, als er bereits lief. Weshalb der blutende Student auf die Straße gesetzt wurde, versuche man gerade zu klären.

© SZ vom 17.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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