Prebitz:Retter waren nach Absturz von US-Kampfjet in Gefahr

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  • Nach dem Absturz eines US-Kampfjets bei Prebitz herrscht vor Ort Unmut über das US-Militär.
  • Nun verstärkt sich der Ärger: Anders als zunächst behauptet bestand offenbar ein Gesundheitsrisiko für die Retter.
  • Wie jetzt klar wurde, lief der Raketentreibstoff Hydrazin aus. Für den Bürgermeister bedeutet das: Entweder habe das US-Militär die Lage falsch eingeschätzt - oder bewusst gelogen.

Von Olaf Przybilla, Prebitz

Unter den Einsatzkräften, die vor sieben Wochen an der Absturzstelle eines US-Kampfjets an der Grenze zwischen Oberfranken und der Oberpfalz mitgeholfen haben, herrscht Empörung. "Unsere Feuerwehrleute sind total sauer", sagt Hans Freiberger, Bürgermeister von Prebitz, der als Feuerwehrmann selbst an dem Rettungseinsatz beteiligt war.

Auslöser für die Wut ist ein Schreiben des Landratsamtes Bayreuth, in dem den Einsatzkräften für deren "hervorragende Arbeit" gedankt wird. In dem den Rettungskräften aber gleichzeitig dringend geraten wird, sich von einem Arbeitsmediziner untersuchen zu lassen. Grund sei "eine erhöhte Konzentration von Hydrazin", die "im weiteren Umfeld" an der Absturzstelle der F 16 festgestellt worden sei. Der Raketentreibstoff Hydrazin, heißt es in einer betriebsärztlichen Stellungnahme, könne Leberschäden, Erkrankungen der Atemwege und Nierenfunktionsstörungen zur Folge haben.

"Wir wollen uns das aber von den Amerikanern zurückholen"

Entweder habe das US-Militär die Einsatzkräfte bewusst belogen, sagt Freiberger. Oder dieses habe die Situation am Tag des Absturzes völlig falsch eingeschätzt, was aber viele Beteiligte für extrem unwahrscheinlich hielten. Eine hohe Konzentration von Hydrazin hätten US-Spezialkräfte ausgeschlossen, weil das abstürzende Flugzeug seine Reservetanks abgeworfen habe. Angeblich sollen die Tanks aufgefunden worden sein, sie seien gesichert worden und unbeschädigt, habe es geheißen.

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Demzufolge wären Vollschutzanzüge für Hilfskräfte nicht notwendig gewesen. In der betriebsärztlichen Stellungnahme heißt es jetzt, eine "mögliche Gesundheitsgefährdung" könne aufgrund des Hydrazins "nicht ausgeschlossen werden".

Dass man nicht "die ganze Wahrheit" gesagt bekomme bei so einem Unglück, davon seien viele ausgegangen, sagt Freiberger. In einer Frage, in der es um die Gesundheit der Hilfskräfte gehe, halte er dies aber für empörend. Ähnlich äußerte sich Kreisbrandrat Hermann Schreck. An der Unglücksstelle waren 480 Rettungskräfte im Einsatz. Den Beteiligten aus Prebitz empfiehlt Freiberger nun, den Arzt aufzusuchen. Er werde dies auch tun. Die Kosten will die Gemeinde übernehmen. "Wir wollen uns das aber von den Amerikanern zurückholen", sagt er.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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