Pfingstwochenende:Pfingstreiter, Jodler und Englmarisucher

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"Drumherum" heißt das Volksmusikfestival, das am Pfingstwochenende in Regen stattfindet. Bis zum Montag werden dort 1500 Sänger und Musikanten auftreten. (Foto: privat)

Im Bayerischen Wald blüht das Pfingstbrauchtum so üppig wie nirgendwo sonst. Die Ursprünge liegen oft tief im Mittelalter, die Musik aber spielt in Regen.

Von Hans Kratzer, Regen

Das Pfingstwochenende verheißt zwei Feiertage am Stück, was aus Sicht der Werktätigen zwar erfreulich ist, aber gleichwohl die Frage aufwirft, wie lange eine mehrheitlich säkular gestimmte Bevölkerung noch die Freiheit des christlichen Feiertags Pfingstmontag genießen darf. Sei es, wie es sei, es ist an diesem verlängerten Wochenende jedenfalls viel geboten . Unverdrossen pflegt die Region Bayerischer Wald alte Klassiker des christlichen Brauchtums wie etwa den Kötztinger Pfingstritt, die Bogener Kerzenwallfahrt und das Engelmarisuchen in St. Englmar.

Aber auch weltliche Lustbarkeiten kommen nicht zu kurz, am allerwenigsten beim Volksmusikspektakel "Drumherum" in der Kreisstadt Regen. Dort werden bis zum Pfingstmontag 330 Ensembles, 1500 Sänger und Musikanten aus ganz Europa sowie 50 000 Besucher erwartet. Auf 13 Freiluftbühnen werden Konzerte geboten, im Kurpark und in Wirtshäusern wird ebenso musiziert, getanzt und gesungen wie in Hinterhöfen ( www.drumherum.com).

Spektakulär ist auch die Kerzenwallfahrt, die am Pfingstsamstag in Holzkirchen (Gemeinde Ortenburg) beginnt und über 75 Kilometer zum Heiligtum auf den Bogenberg führt, wo sie am Pfingstsonntag endet. Die Kerze, ein von Wachs umwickelter, 13 Meter langer Fichtenstamm, wird an manchen Stellen stehend getragen. Die Wallfahrt entstand am Ende des 15. Jahrhunderts, als eine Borkenkäferplage die Wälder um Holzkirchen bedrohte.

Am Pfingstmontag nehmen gut 800 Reiter auf prächtig geschmückten Pferden am Kötztinger Pfingstritt teil. Der Legende nach begleiteten Burschen anno 1412 einen Geistlichen auf dem Weg zu einem Sterbenden, um ihn vor Übergriffen zu schützen. Nach ihrer Heimkehr gelobten sie, den Ritt jedes Jahr zu wiederholen. Bis heute dürfen nur Männer teilnehmen, was den Kötztingern zwar Kritik einbringt, sie aber vom traditionellen Vollzug des Brauchs nicht abrücken lässt.

Ein wunderbares Volksschauspiel bietet am Pfingstmontag auch der Luftkurort St. Englmar. Beim Englmarisuchen vermischen sich altes Brauchtum und moderne Eventkultur. Der Legende nach soll der Einsiedler Englmar um 1100 mit einem Beil erschlagen worden sein. Sein Leichnam wurde erst später entdeckt. Ein Priester, der zufällig des Weges kam, hatte über dem Platz, wo der Tote verscharrt war, einen seltsamen Lichterglanz gesehen. Diese Begebenheit wird beim Englmarisuchen in barocker Fülle nachgespielt.

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