Öffentlicher Nahverkehr:Aschaffenburg führt Null-Euro-Tickets für Bus und Bahn ein

Im abendlichen Aschaffenburg Hbf

Der Hauptbahnhof in Aschaffenburg: Noch hat die Stadt kein Feinstaubproblem. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

(Foto: Deutsche Bahn AG)

Erstmals in Bayern ist in Aschaffenburg die Nutzung des Nahverkehrs an Samstagen kostenlos. Vor allem die Luftqualität soll dadurch verbessert werden.

Wer samstags in Aschaffenburg einkaufen geht, kann künftig innerhalb des Stadtgebiets kostenlos mit Bus und Bahn fahren. Dieses Angebot führt die Stadt zum ersten Adventswochenende ein, es soll vorerst zwei Jahre lang gelten. Die Verkehrsbetriebe rechnen mit Einnahmeverlusten in Höhe von 285 000 Euro pro Jahr, die aus dem städtischen Haushalt ausgeglichen werden. Aschaffenburg folgt damit dem Beispiel Tübingen, das schon seit Februar einen "ticketfreien Samstag" als Pilotprojekt anbietet - vorerst bis Ende dieses Jahres.

Anders als in der baden-württembergischen Universitätsstadt wird der kostenlose Nahverkehr in Aschaffenburg jedoch nicht auf Fahrscheine verzichten. Fahrgäste sollen sich, so hat es der Stadtrat jedenfalls am Montagabend beschlossen, ein Null-Euro-Ticket ziehen. Anhand dieser Fahrscheine soll später die Ausgleichszahlung an die Verkehrsbetriebe abgerechnet werden. Ob das in der Praxis funktioniert, muss sich zeigen.

"Wir müssen etwas tun für die Luftqualität und wollen etwas tun für den Klimaschutz und gegen Lärm", erklärt Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog (SPD) die Intention des Stadtrats, der die Zusatzausgaben einstimmig befürwortet hat. Die 70 000-Einwohner-Stadt am Main hat derzeit noch kein Feinstaubproblem und will dafür sorgen, dass das auch so bleibt.

Gleichzeitig geht es um mehr Lebensqualität durch weniger verstopfte Straßen. Denn Aschaffenburg ist trotz seiner Nähe zu Frankfurt - die Stadt ist sogar Mitglied der hessischen Metropolregion - sowohl bei Franken als auch bei Hessen als Einkaufsort beliebt. Wenn es nach Herzog geht, sollen Auswärtige künftig spätestens am Stadtrand auf einen der 50 städtischen Busse umsteigen. Das Null-Euro-Ticket soll dabei nur ein erster Schritt sein, um den Autoverkehr zu reduzieren, weitere Maßnahmen werden derzeit geprüft.

Neben der Umwelt dient der neue Service auch der Wirtschaftsförderung, soll er doch die Innenstadt attraktiver machen, wovon neben Gastronomie und Kultureinrichtungen vor allem die Einzelhändler profitieren könnten. Sie sind durch Sonderrabattaktionen wie dem "Black Friday" und dem "Cyber Monday" immer stärker werdender Konkurrenz durch den Onlinehandel ausgesetzt.

Bisher sind die Aschaffenburger Busse samstags schwächer ausgelastet als unter der Woche. Laut Stadtverwaltung sind deshalb genug Kapazitäten für den erwünschten Besucheransturm vorhanden. Besitzer von Zeitkarten profitieren zwar nicht vom Stadtratsbeschluss. Der Oberbürgermeister macht sich aber keine Sorgen, dass sie deshalb unzufrieden sind. "Die Monats- und Wochenkarten sind sowieso stark subventioniert", sagt er. Der kostenlose Samstag werde sicher niemanden abschrecken, sich eine Monatskarte zu kaufen.

Das Null-Euro-Ticket wird vom 1. Dezember an in allen Stadtteilen gelten, und zwar in Fahrzeugen der Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain, in den Stadt- und im Regionalbussen sowie in Zügen zwischen dem Hauptbahnhof und dem Stadtteil Obernau.

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