Oberfranken:Hof ist eine coole Stadt? Theoretisch schon

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Es kann sehr still sein im Hofer Zentrum. (Foto: dpa)

Gut, es gab da ein paar Skurrilitäten. Aber der Zoo zum Beispiel, der ist wirklich sehenswert. Und das mit der Möblierung der Innenstadt wird schon noch klappen.

Glosse von Olaf Przybilla

Was man mal machen könnte am Wochenende? Mal ganz im Ernst: Die Stadt Hof ist einen Besuch wert. Ja, schon klar, man hat da mitunter Merkwürdiges gehört, ein eigenartiger Flughafen, eine Fußgängerzone, die überdacht werden sollte. Aber es wäre unfair, die Stadt für alle Zeiten auf einige missglückte Skurrilitäten festzunageln.

Der Zoo Hof zum Beispiel feiert dieser Tage Geburtstag. Fünf Euro kostet der Eintritt, die Anlage ist in die Jahre gekommen, verströmt aber gerade deshalb liebreizenden Charme. Der Park rund um den Zoo, der Theresienstein, wurde vor nicht allzu langer Zeit als schönster Park Deutschlands ausgezeichnet. Die Hofer Symphoniker sind allemal einen Besuch wert.

Übernachten kann man in einem Hotel an der Ludwigstraße, denkmalgeschützt und geschmackvoll. Und den Sonntag verbringt man am Untreusee, einem der schönen Gewässer in Nordbayern. Auf der Fahrt vom Zentrum zum See kann man erleben, wie raumgreifend diese Stadt ist, wie imposant ihre Verkehrsinfrastruktur - und lernt dadurch etwas über deutsche Geschichte. Hier ist eine Stadt enorm geschrumpft in den vergangenen Jahrzehnten. Wohlgemerkt: Was die Zahl ihrer Einwohner betrifft.

Und damit in die Innenstadt, wo man sich eine Hand vor die Augen halten müsste, um das nicht zu sehen. Spätestens am zentralen Großbau in der Fußgängerzone merkt's auch der unsensibelste Klotz. Da war mal der Kaufhof. Der hat sich aber nicht mehr rentiert. Abends kann es sehr still sein im Hofer Zentrum. Was man ja mögen kann, wenn auch nicht immer.

Aber sie kämpfen, in Hof. Zuletzt hat man sich urbane Holzkonstrukte ausgedacht, palettenartiges Stadtmobiliar fürs Coolpublikum. In der Ludwigstraße sieht das gewöhnungsbedürftig, aber durchaus lässig aus. Allerdings sind nun diejenigen, für die man das Zentrum attraktiv halten will, auf die - Pardon - Paletten gestiegen. Diese Holzmöbel zögen ungute Zeitgenossen an, erregen sich Geschäftsleute. Woraufhin die Stadträte mehrheitlich zum Ergebnis gekommen sind, dass die Verweilinseln vor allem jene nutzten, "die bei der Norma ein Bier kaufen, und es dann gegenüber trinken", wie die Frankenpost notiert hat. Jetzt werden die Dinger zurückgebaut. Hof kann auch cool? Theoretisch schon. Wird schon noch.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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