Wöhrder See:Warum die Gänse-Task-Force versagt hat

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Der viele Trubel gefällt den Gänsen nicht mehr so recht. (Foto: Olaf Przybilla)

Nürnberg ist ein beliebtes Ziel von Gänsen, sehr zum Leidwesen der Badegäste. Um Abhilfe zu schaffen, setzte die Stadt gar eine "Gänse-Task-Force" ein. Von Erfolg kann allerdings kaum die Rede sein.

Glosse von Olaf Przybilla

Wenn man nicht mehr weiter weiß, hilft der gemeine Arbeitskreis. Wenn der dann auch für die Katz war, braucht's etwas, das sie in Franken eine Dasgfors -Drubbe nennen. Womit man im August 2018 wäre und einer Erklärung, die in die Geschichte der Stadt eingegangen ist. "Am Samstag wurden in den frühen Morgenstunden in der Grünanlage an der Norikusbucht des Unteren Wöhrder Sees zwei Kanadagänse und drei Graugänse geschossen," hob die Erklärung an und man hatte sofort den Ton des Deutschlandfunks im Ohr, als der noch Zwischenfälle an der Berliner Mauer meldete. "Die Bejagung begann um 6.15 Uhr und war um 6.45 Uhr beendet." Verantwortlich für den Beschuss sei die, Zitat, "Gänse-Task-Force" gewesen.

Ein Jahr danach ergibt eine Gansbestandsaufnahme folgendes Bild: Der für die Dasgfors zuständige Bürgermeister (namens Christian Vogel) hat 3479 fulminante Den-Vogel-abgeschossen-Wortspiele zumindest körperlich halbwegs unbeschadet überstanden. Die SPD wird allerdings nicht, wie es die Ämterlaufbahn nahelegen würde, mit ihm als OB-Kandidaten in die Wahl ziehen - was nicht wenige auch mit besagten 3479 Wortspielen in Verbindung bringen.

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Kolumne von Olaf Przybilla

Vogel hat Morddrohungen über sich ergehen lassen müssen und wurde angezeigt, die Ermittlungen sind inzwischen eingestellt. Unterm Strich, muss man leider sagen, war der Beschuss eher semi-erfolgreich: Insgesamt acht Gänse tot, die Stadtgesellschaft in zwei Lager gespalten (für Nürnberg eher ungewöhnlich), die Gänse nicht über Gebühr verstört, geschweige denn vergrämt. Die haben den Schuss zwar gehört. Kamen danach aber einfach zurück.

Und jetzt? Die Stadt - ob immer noch mit oder schon ohne Dasgfors wird nicht so ganz klar - hat spezielle Gänseflächen ausgewiesen, Ganseier durch Gipseier ersetzt, einen Koträumdienst auf Trab gebracht, einen Gänsekotsauger geordert (Lieferung steht noch aus). Die Gänse interessiert das einerseits wenig. Andererseits - und jetzt kommt das Positive - ist den Gänsen das Seeufer inzwischen häufig zu hektisch, sie bleiben im Wasser. Warum? Ein Seecafé wurde renoviert, ein Wasserspielplatz eingeweiht, ein Tretboot-, Tretschwan- und Tretenten-Verleih lockt ordentlich Besucher und Betrachter. Das ist Gänsen offenbar zu blöd.

© SZ vom 06.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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