Franken:"Fuck off"-Aufkleber im Nürnberger Standesamt

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Romantisch geht anders: Schreibtischunterlage im Standesamt. Mittlerweile wurden die Sprüche entfernt. (Foto: Julia Wißmeyer)

Eine Frau will einen Hochzeitstermin ausmachen. Doch die Sprüche auf dem Schreibtisch der Sachbearbeiterin verhageln ihr die Laune.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Julia Wißmeyer hat eigentlich einen robusten Humor, so sieht sie das jedenfalls selbst. In einem Standesamt aber hätte sie es gerne würdevoll, schon allein weil man da als Kunde im besten Fall nicht allzu oft vorstellig wird.

Deshalb haben ihr die Sprüche, mit denen sie sich kürzlich im Nürnberger Standesamt konfrontiert sah, die Stimmung doch einigermaßen verhagelt. "Manche Menschen", stand da auf der Schreibtischunterlage, "sind der lebende Beweis, dass Gehirnversagen nicht unmittelbar zum Tod führt." Das kann man so sehen, findet Wißmeyer, 28. Aber will man das auch lesen? Im Standesamt?

Der Spruch mit dem Gehirnversagen war nicht der einzige auf der Schreibunterlage. Die Frau, die sich da um ihr Anliegen kümmerte, scheint auch sonst mit ihrer Kundschaft und dem Arbeitsleben an sich nicht vollumfänglich zufrieden zu sein. "Burn out ist was für Anfänger", findet sie laut Unterlage, "ich habe bereits fuck off."

"Ich würde mich ja gern entschuldigen, aber es tut mir einfach nicht leid"

Das ist nicht schön für die Frau vom Standesamt, findet Wißmeyer. Aber für sie selbst findet sie es auch nicht schön. Schließlich sei sie großartiger Laune gewesen auf dem Weg zum Amt, habe dort einen Termin für die Hochzeitszeremonie im Nürnberger Stadtmuseum ausmachen und das nicht am Telefon aushandeln, sondern ganz bewusst persönlich vorstellig werden wollen.

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Das Auftreten der Dame vom Standesamt ließ die gute Laune dann aber schwinden, die Frau habe "keinen Ton zu viel" gesagt. Und den passenden Spruch dazu durfte Wißmeyer auch gleich lesen: "Ich würde mich ja gern entschuldigen, aber es tut mir einfach nicht leid." Hm.

Die Amtsleiterin Dagmar Heckel versichert, dass die Aufkleber inzwischen entfernt wurden. Die Frau mit dem "Fuck off" sei keine Standesbeamtin, für Hochzeitszeremonien komme sie nicht in Frage, sie habe normalerweise auch keinen Publikumsverkehr.

An dem Tag aber, als Julia Wißmeyer ihren Termin ausmachen wollte, habe sie aushelfen müssen, Personalmangel. Und so sei es dann eben zu der Kundenkonfrontation gekommen. Sonst ist die Stimmung gut im Nürnberger Standesamt? Heckel versichert das. Nur die betroffene Mitarbeiterin müsse gerade über Gebühr arbeiten. Eine Stelle in ihrem Bereich sei derzeit nicht besetzt.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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