SPD:Bezirkschefs versus Landesvorstand

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Die Sozialdemokraten ziehen mit altbekannten Gesichtern in den Bundestagswahlkampf. Eine Nachwuchspolitikerin wird auf der Liste durchgereicht

Von Katja Auer, Nürnberg

Die bayerische SPD zieht mit ihrem Stammpersonal in den Bundestagswahlkampf - und straft eine Nachwuchspolitikerin für ihre Ambitionen hart ab. Die Bundesvorsitzende der Jusos, Johanna Uekermann hat kaum Chancen, in den Bundestag einzuziehen, die Delegierten wählten sie am Samstag in der Nürnberger Meistersingerhalle nur auf Platz 26 der Landesliste. Die 29-Jährige, die seit drei Jahren an der Spitze der SPD-Nachwuchsorganisation steht, zeigte sich danach tief enttäuscht. "Die bayerische SPD hat mit der heutigen Listenaufstellung eine Bankrotterklärung abgegeben. In Nürnberg hat sich gezeigt, dass alleine der Regionalproporz zählt und ihm alles andere untergeordnet wird", teilte sie nach der Versammlung mit. Manche teilten ihr Unverständnis, es gab wütende Reaktionen. Andere verwiesen auf die Absprachen.

Der Landesvorstand und die Bezirksvorsitzenden hatten zuvor einen Vorschlag für die Liste vorgelegt, auf dem Uekermann für Platz 22 vorgesehen war. Allerdings nicht einstimmig, nicht alle Bezirksvorsitzende wollten der Nachwuchspolitikerin den noch recht aussichtsreichen Platz zusichern. Das wollte sie sich wiederum nicht gefallen lassen und kündigte eine Kampfkandidatur um Platz vier an - und zog sich damit offenbar noch den Unmut so vieler Delegierter zu, dass sie schließlich nach hinten durchgereicht wurde, obwohl sie dann doch nicht für Platz vier antrat. Danach allerdings verlor sie die Kandidatur um Platz 22 gegen Katharina Schrader aus dem Allgäu und auf Platz 24 gaben die Delegierten Eva Maria Linsenbreder den Vorzug, der Bürgermeisterin von Kleinrinderfeld im Landkreis Würzburg.

Der Landesvorsitzende der SPD, Florian Pronold, führt die Liste der bayerischen Sozialdemokraten an. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Mit ihrer Entscheidung düpierten die Delegierten den eigenen Parteinachwuchs und auch den Landesvorstand, der Uekermann auf Platz 22 sehen wollte. Der Einfluss der Bezirksvorsitzenden allerdings ist so groß, dass sie das verhinderten. Auch deswegen, weil Uekermann aus Straubing kommt, aus Niederbayern also, und von ebendort schon drei Kandidaten auf aussichtsreiche Plätze gewählt wurden. Die Niederbayern hätten ihre Personalfragen vorab intern klären müssen, hieß es, und sie nicht dem Parteitag übertragen. Dort nämlich wollten dann offenbar vor allem die Franken den Niederbayern nicht noch einen aussichtsreichen Platz überlassen, zumal dort nicht die meisten Stimmen für die SPD bei den Wahlen herkommen. Da wirkte auch der Appell von Juso-Landeschef Tobias Afsali nicht, der die Delegierten mahnte, die Kompetenz und den Bekanntheitsgrad von Johanna Uekermann zu nutzen. Es wirkte nicht.

Angeführt wird die Liste erwartungsgemäß von Florian Pronold. Die Delegierten wählten den 43-jährigen Niederbayern mit 89,3 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten. Pronold, der seit 2009 Vorsitzender der bayerischen SPD ist und seit 2013 Staatssekretär im Bundesbauministerium, hatte zuvor an die Delegierten appelliert, geschlossen in den Wahlkampf zu ziehen. CDU und CSU seien so schwach wie noch nie, "es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die die Kanzlerin stellen", sagte er. Dass die Bayern-SPD mit dem Gezerre um Johanna Uekermann am Samstag einen wenig geschlossenen Eindruck vermittelte, konnte er nicht verhindern.

Die Bundesvorsitzende der Jusos, Johanna Uekermann, wurde auf der Liste durchgereicht. (Foto: dpa)

22 Abgeordnete stellt die Bayern-SPD bisher im Bundestag und mit der weitgehend selben Truppe zieht sie wieder in den Wahlkampf. Drei Parlamentarier treten nicht mehr an, die verbliebenen sind alle wieder unter den ersten 22 gereiht, die als aussichtsreich gelten. Als neue Kandidaten wurden Michael Schrodi aus Fürstenfeldbruck auf Platz 17, die erst 22-jährige Bela Bach aus München-Land auf Platz 20 und die Allgäuerin Katharina Schrader auf Platz 22 nominiert.

Nach Pronold rangiert auf Platz zwei Anette Kramme aus Bayreuth, die Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, sie erhielt 84,9 Prozent der Stimmen. Auf Platz drei tritt Landesgruppenchef Martin Burkert aus Nürnberg an, der mit 94,2 Prozent der Stimmen eines der besten Ergebnisse erzielte. Die SPD reiht abwechselnd Männer und Frauen auf der Liste. Bei der Vergabe der Direktmandate war die SPD bei der vergangenen Bundestagswahl leer ausgegangen. Sie hofft allerdings 2017 auf zwei bis drei Direktmandate, möglicherweise in München oder Nürnberg. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Bayern-SPD mit einem Zweitstimmenanteil von 20 Prozent ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit 1949 eingefahren.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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