Notfallpläne für Bayern:Gut gerüstet gegen Ebola

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Ebola breitet sich in Westafrika weiter aus. Für den Fall, dass das Virus nach Europa kommt, haben die bayerischen Behörden Notfallpläne in den Schubladen. (Foto: dpa)

Was, wenn die Ebola-Seuche ihren Weg nach Bayern findet? Und wie geht man dann mit den Erkrankten um? In den Gesundheitsbehörden liegen Notfallpläne bereit. Doch Ministerin Huml reicht das nicht.

Von Kathleen Hildebrand, München

Experten halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die in Westafrika grassierende Ebola-Seuche ihren Weg nach Bayern findet. Und doch: Für den Fall, dass einzelne Erkrankte einreisen, muss der Freistaat vorbereitet sein - Pandemie- und Notfallpläne liegen in den Schubladen der Gesundheitsbehörden bereit. Aber was passiert genau, wenn jemand nach Bayern kommt, der das Virus in sich trägt?

Ein Einfallstor für Ebola könnten die beiden internationalen Flughäfen Nürnberg und München sein. Zwar gibt es an keinem von beiden Direktflüge in die betroffenen Staaten. Zubringerflüge aus Frankfurt am Main oder Brüssel, von wo Westafrika angeflogen wird, landen aber täglich auch im Freistaat. Sollte unterwegs ein Passagier Symptome zeigen, würde er oder sie so schnell wie möglich mit einem Spezialfahrzeug in eine Spezialklinik gebracht werden. Zum Beispiel nach München: Das Klinikum Schwabing ist eines von acht nationalen Behandlungszentren für hochansteckende Krankheiten. Dort stehen Quarantänebetten bereit, in denen Infizierte ohne Gefahr für Personal und andere Patienten behandelt werden können.

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Verantwortlich für den Transport und die Schutzmaßnahmen sind die örtlichen Gesundheitsbehörden. In Nürnberg wie im Landratsamt Erding, das für den Münchner Flughafen zuständig ist, existieren dafür Notfallpläne, die den Schutz von Personal und Passagieren regeln. Ihre Umsetzung wird in Notfallübungen geprobt: Am Flughafen München gab es im November 2013 eine Großübung, bei der ein Fall von Lassa-Fieber simuliert wurde.

Doch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) reicht das nicht aus. Sie will die Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Im April hat sie dem Kabinett Pläne für eine "Task-Force" am Münchner Flughafen vorgestellt - eine ständig dienstbereite mobile Einheit, die Infizierte sicher transportieren und das Landratsamt Erding unterstützen soll. Nach der Sommerpause wird das Kabinett über die Umsetzung entscheiden. "Bayern hat ein funktionierendes Infektionsschutzsystem", sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. "Es muss aber weiter ausgebaut und verstärkt werden." Derzeit bestehe bei allen Beteiligten eine erhöhte Wachsamkeit für die Problematik, die Situation werde von den Gesundheitsbehörden "akribisch verfolgt".

Alle Mitarbeiter würden in Quarantäne gestellt werden

Stellt sich erst nach der Rückreise das Fieber und mit ihm der Verdacht auf eine Ebola-Infizierung ein, sind Institute für Tropenmedizin geeignete Ansprechpartner. Zwar hält auch Hans-Dieter Nothdurft, Professor am Tropenmedizin-Institut der LMU München, die Wahrscheinlichkeit für gering, dass Ebola-Infizierte nach Deutschland einreisen. Besorgt ist er trotzdem: "Wenn hier bei uns jemand ins Institut kommt, der das Virus hat, dann müssen wir für vierzehn Tage schließen." Alle Mitarbeiter würden dann in Quarantäne gestellt, das Institut müsste dekontaminiert werden. Patienten mit Ebola-Verdacht sollten deshalb idealerweise nicht persönlich, sondern am Telefon ihre Symptome und Vorgeschichte schildern.

Hat der Patient Fieber, war kürzlich in einem der betroffenen Länder und hatte dort Kontakt mit Kranken, informiert das Institut das Kompetenzzentrum München für hochkontagiöse Erkrankungen. Das ist ein Netzwerk aus verschiedenen Institutionen, das vom Münchner Gesundheitsreferat koordiniert wird. Darauf würde die Isolierstation im Klinikum Schwabing in Betrieb genommen werden. "Wenn der oder die Infizierte isoliert ist, dann ist die Lage ungefährlich", sagt Nothdurft. Westafrika-Reisende sind aber nicht grundsätzlich gefährdet, sagt der Tropenmediziner: "Die Ansteckung läuft nicht über Tröpfcheninfektion wie bei der Influenza, sondern nur über direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten."

© SZ vom 11.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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