Albert Speer war ein genialer Selbstinszenierer - aber war er auch der gute Nazi, zu dem ihn die Nachkriegsgesellschaft stilisieren wollte? Eine Sonderausstellung auf dem Nürnberger NS-Reichsparteitagsgelände, das einst von Speer entworfen wurde, wird dieser Frage vom 28. April an nachgehen.
Ausstellungsmacher Alexander Schmidt schildert in der Süddeutschen Zeitung, wie er Speer, diesen Genius in Eigen-PR, historisch einordnen wird. Der Architekt und NS-Rüstungsminister habe das harmlose Bild seiner selbst in seinen Bestsellern höchstpersönlich selbst gezeichnet, mit riesigem Erfolg.
Und die deutsche Nachkriegsgesellschaft habe sich nur allzu gerne bereit gezeigt, dieses Selbstbildnis eines Mannes in allen Facetten zu glauben: "Denn wenn schon einer wie Speer nichts gewusst hat - ja was konnte denn dann der einfache NS-Volksgenosse gewusst haben?", fragt Schmidt.
Daher auch der Erfolg bei den Hunderttausenden Speer-Lesern: Mithilfe von dessen Büchern "wurde nicht nur der Speer entschuldet, sondern die Deutschen gleich mit".
Schmidt zeichnet Speer als genialen Marketingstrategen, der sich für seine "Erinnerungen" prominenten publizistischen Begleitschutz holte und es so schaffte, sich in der öffentlichen Wahrnehmung vom Täter zum quasi neutralen NS-Kronzeugen zu wandeln. Seine Schuld am NS-Zwangsarbeiterprogramm hatte er zuvor im Nürnberger Prozess diskret Fritz Sauckel zugeschoben, dem Prototypen eines primitiven Nazis.Speer selbst dagegen blieb der elegante Bürger, der von "allen Scheußlichkeiten" nichts gewusst haben will. Denn immer wenn es im Prozess um konkrete Schuld ging, "war er nicht da, hat nichts gewusst, war nicht zuständig", sagt Schmidt.