Vergewaltigung und Brand in Oberbayern:Zwei Verbrechen, ein Verdacht

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In Herrsching wurde eine Frau vergewaltigt und überfahren, in Neuried ein Haus in Brand gesetzt - in dem eine Rentnerin schlief. Nun hat die Mordkommission in München einen unheimlichen Verdacht: Beide Verbrechen in Oberbayern könnte ein und derselbe Mann begangen haben.

Von Thomas Anlauf

Ein Unbekannter bricht nachts eine Terrassentür im Münchner Vorort Neuried auf, stiehlt Geld und Schmuck und legt anschließend an mehreren Stellen Feuer - während nebenan eine 64-jährige Frau schläft. Nur durch Zufall wacht die Mieterin auf und kann sich mit einer schweren Rauchvergiftung in Sicherheit bringen. Von dem Täter gibt es trotz des Brands Spuren, aber bislang ist niemand gefasst.

Doch womöglich weiß die Polizei nun, wer der Täter ist. Und wenn der unheimliche Verdacht zutrifft, dann ist der Täter tot. Derzeit prüft die Münchner Mordkommission, ob der brutale Einbrecher von Neuried derselbe Mann ist, der am 18. Mai in Herrsching am Ammersee eine 25-jährige Frau vergewaltigte und dann mit dem Auto überfuhr. Am Tag nach der Tat am Ammersee warf sich der Mann im Münchner Stadtteil Trudering vor eine S-Bahn und kam dabei ums Leben.

"Tausendprozentig sicher" sind die Ermittler noch nicht

"Es stimmt, dass wir untersuchen, ob hier ein Tatzusammenhang besteht", bestätigte am Montag ein Sprecher des Polizeipräsidiums München. So gebe es Spuren, die mit beiden Verbrechen zusammenpassen. Allerdings müssten noch weitere Ermittlungen angestellt werden, um "tausendprozentig sicher" zu sein, so ein weiterer Polizeisprecher. Mit einem Ergebnis der Untersuchungen ist womöglich an diesem Dienstag zu rechnen.

Sollte es sich tatsächlich um ein und denselben Täter handeln, würde das die Polizei vor weitere Rätsel stellen. Der 28-jährige Sexualtäter, der anschließend versucht hatte, sein Opfer zu töten, war zwar einschlägig bei der Polizei bekannt. Der gelernte Heizungsbauer, der aus Herrsching stammte, war früh auf die schiefe Bahn geraten: Er beging Einbrüche, vor allem im Münchner Umland.

Herrsching in Oberbayern
:Vergewaltigung an 25-Jähriger aufgeklärt

Sie wurde vergewaltigt und danach mit einem Auto überrollt. Mit lebensgefährlichen Verletzungen ist eine Studentin in einem Vorgarten in Herrsching in Oberbayern gefunden worden. Der Täter ist tot.

Von Stefan Salger

Auch wegen Betrügereien war der Mann, der zuletzt in einer festen Beziehung lebte und einen kleinen Sohn hatte, straffällig geworden. So war er in mehreren Gerichtsverfahren zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt worden, im vergangenen Sommer war er nach einer mehrjährigen Haftstrafe vorzeitig entlassen worden. Doch das Seltsame an dem Fall ist, dass der 28-jährige Täter vom Ammersee offenbar nie wegen einer Gewalttat vor Gericht gestanden hatte.

Täter in Damenstrickweste

War etwas mit dem jungen Mann vorgefallen, dass es zu der brutalen Tat in Herrsching kam? Auch der Fall in Neuried im Südwesten Münchens ist ungewöhnlich brutal, weshalb auch die Mordkommission eingeschaltet wurde. "Der oder die Täter haben mitbekommen, dass noch jemand in der Wohnung war und dessen Tod billigend in Kauf genommen", sagte Markus Kraus, Leiter der Münchner Mordkommission. Die Spur des Täters von Neuried führte in Richtung Westen in den Landkreis Starnberg. Im nahegelegenen Stockdorf (Gemeinde Gauting) hob der Täter an der Kreissparkasse insgesamt knapp 1500 Euro mit der gestohlenen EC-Karte der 64-jährigen Neuriederin ab. Die Geldkarte wurde später auf einem Feldweg zwischen Unterbrunn und Weßling gefunden.

Neuried
:Einbrecher legen Feuer bei Rentnerin

Zunächst ging die Polizei von einem Wohnzimmerbrand aus. Ursache unklar. Doch auf den zweiten Blick entpuppte sich das Feuer Anfang Mai in Neuried als versuchter Mord. Eine 64-Jährige hatte schlichtweg Glück, dass sie überlebte.

Von Susi Wimmer

Von dem mutmaßlichen Täter, der die Wohnung in Neuried anzündete, um wohl Spuren zu verwischen, gibt es Fotos. Beim Geldabheben in der Stockdorfer Bank wurde er von der Überwachungskamera gefilmt. Die Aufnahmen zeigen einen offenbar jüngeren Mann, der eine schwarze Maske und die gelbe Damenstrickweste seines Neurieder Opfers trug. Darunter ein dunkelblaues T-Shirt, wohl mit dem Schriftzug einer Heavy-Metal-Band. Vermutlich war dem Räuber klar, dass er beim Geldabheben gefilmt werden würde und er trug die gestohlene Jacke, um sich womöglich zu verkleiden oder auch Tattoos an den Armen zu verbergen.

Natürlich gibt es auch Bilder von dem Sexualtäter aus Herrsching. Ob es sich auf beiden Fotos um ein und denselben Mann handelt, ist noch nicht einwandfrei geklärt. Die Kripo ermittelt.

© SZ vom 03.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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