Nach dem G-7-Gipfel:Elmau reißt Hubschrauberlandeplatz ab

Lesezeit: 3 min

  • Mit dem Hubschrauberlandeplatz verschwindet der letzte temporäre Bau, der in Elmau für den G-7-Gipfel angelegt wurde. Auch der kilometerlange Zaun ist abgebaut.
  • Lokalpolitikern zufolge ist der entstandene Schaden in der Natur geringer als befürchtet: Es geht vor allem um von Polizisten und Demonstranten niedergetrampelte Wiesen. Naturschützer halten Elmau dennoch auch im Nachhinein für den falschen Ort.
  • Während des Gipfels kamen kaum Touristen nach Garmisch und Umgebung - nun fehlen Kurbeiträge.

Von Heiner Effern, Elmau

Der Asphalt, auf dem die Marine One von Barack Obama gelandet ist, liegt wohl irgendwo in diesem Trümmerhaufen, den gerade ein Bagger umschichtet. Oder einer der schweren Kipplaster, auf die eine schwere Fräsmaschine den Belag des Hubschrauberlandeplatzes vom G-7-Gipfel wirft, hat ihn schon abtransportiert. An diesem Donnerstag soll das Rasieren der Landestelle abgeschlossen sein, dann wird dort ein begrünter Wanderparkplatz angelegt. Damit verschwindet der letzte temporäre Bau, der in Elmau für den Gipfel angelegt wurde. Auch der sieben Kilometer lange und bis zu drei Meter hohe Schutzzaun um das Hotel ist abgebaut.

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Der Betrieb im Schloss läuft schon länger wieder. "Nach drei Tagen war alles wieder frei", sagt Hotelchef Dietmar Müller-Elmau. Das Tal sehe aus wie vor dem Gipfel. "Alles läuft so, wie es versprochen war, nirgends bleibt eine Spur übrig", sagt der Hotelier. Bis auf den Neubau des zweiten großen Hotelgebäudes natürlich, das erst kurz vor dem Gipfel fertig wurde. Der Parkplatz für die Bauarbeiten ist dagegen zurückgebaut, das Pressezentrum unterhalb des Hotels seit zwei Wochen demontiert.

Manch Politiker will privat zurückkehren

Fragt man Müller-Elmau, ob der Gipfel in seinen Reservierungsbüchern eine Spur hinterlassen habe, gibt er sich dezent. Der eine oder andere habe sich schon gemeldet, sagt er. "Aber unsere Gäste sind nicht davon abhängig, was sie im Fernsehen sehen. Mundwerbung ist für uns das Wichtigste." Die Gipfeltage seien aber für den Tourismus in Deutschland eine gute Werbung gewesen, also auch für ihn, räumt er ein. Selbst Politiker hätten angekündigt, privat zurückkehren zu wollen. "Das ist das größte Kompliment."

Zumindest ein alter Elmauer ist froh, dass der Trubel vorüber ist. Gerhard Haase, 83, der frühere Haustechniker, hatte sein kleines Heim zwischen den beiden Hauptgebäuden des Hotels für den Gipfel verlassen müssen. Dort hat er lebenslanges Wohnrecht, und er hatte Sorgen, dass er vielleicht nicht wieder zurückkehren könnte. Nun ist er glücklich, dass diese unbegründet waren. "Die eigenen vier Wände sind die besten", sagt er. Die Wochen in einem Altenheim im nahen Oberau seien in Ordnung gewesen. "Ich habe da eine schöne kleine Wohnung gehabt." Aber mit Elmau und seinem Lieblingsplatz vor der Haustüre, von dem aus er den gleichen Blick auf das Wettersteingebirge hat wie Obama oder Angela Merkel während des Gipfels, möchte er nichts tauschen.

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Niedergetrampelte Wiesen, eine tote Kuh und fehlende Touristen

Zufriedenheit herrscht auch unter den Lokalpolitikern im Werdenfelser Land. Bei Landrat Anton Speer (Freie Wähler) sind kaum Schadensmeldungen eingegangen. "Der Betrag beläuft sich momentan auf 12 000 Euro insgesamt", sagt er. Zumeist hätte es sich um niedergetrampelte Wiesen gehandelt, auf denen wohl Polizisten neben Demonstranten hergelaufen seien. Mit der größte Einzelposten ist eine Kuh, die sich wohl vor einem Hubschrauber so erschreckt hat, dass sie sich ein Bein brach und deshalb getötet werden musste. Im Übrigen würden die amtlichen Umweltschützer seiner Behörde darauf achten, dass wirklich alle Eingriffe in die Natur zurückgebaut würden, sagt Speer. Da gebe es keine Kompromisse und auch keine Chance auf Ausnahmegenehmigungen, die durchaus ausgelotet worden seien.

Auch in Garmisch-Partenkirchen habe es keine größeren Schäden gegeben, sagt Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer. "Bei jeder Festwoche mit Bierzelt ist laut Polizei mehr los." Der Betrieb im Eissportzentrum, in dem die Bundesregierung das Hauptpressezentrum eingerichtet hatte, läuft wieder. Doch alle Folgen des Gipfels seien noch nicht behoben: "Uns fehlen aus den sechs Wochen im Mai und Juni etwa 300 000 Euro an Kurbeiträgen." Außer ein paar versprengten Touristen habe wochenlang niemand eine Abgabe bezahlt.

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Es bleibe abzuwarten, ob dieses Loch durch etwaige zusätzliche Buchungen aufgrund der Gipfelbilder aufgefangen werde. Wenn das nicht der Fall sein sollte, müssten die Garmisch-Partenkirchner nochmals bei der Staatsregierung vorsprechen, sagt Meierhofer. Ansonsten gebe es hauptsächlich noch viele Kleinigkeiten zu regeln wie etwa die Kosten für die Toiletten, die die Gemeinde für die Demonstration aufgestellt habe. Auch etliche Geschäftsleute klagen über Verluste, weil in der Gipfelzeit die Touristen weggeblieben seien.

"Der Gipfel war viel zu groß"

Gipfel-Ärger im Großen verspüren neben diesen nur noch die Naturschützer. Er habe diese "Friede-Freude-Eierkuchen-Politik" nach dem Treffen in Elmau satt, sagt etwa Axel Doering, Kreischef des Bund Naturschutz in Garmisch-Partenkirchen. "Es kommt jetzt nur weg, was selbstverständlich ist." Und das auch nur, weil jeder wisse, dass die Umweltschützer sehr genau darauf schauen würden. "Keiner will sich da was nachsagen lassen." Trotzdem sei durch eineinhalb Jahre Gipfelvorbereitungen und das Politikertreffen selbst die Natur unnötigerweise durcheinander gebracht worden. "Der Gipfel war viel zu groß und Elmau der falsche Ort."

Was also bleibt, ist dieser grundsätzliche Konflikt. Einen Ort mit einer besseren Atmosphäre könne man für einen Gipfel kaum finden, sagt Hotel-Chef Müller-Elmau. Kanzlerin Merkel habe sich bei ihm und seinen Mitarbeitern dafür "überschwänglich bedankt".

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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