Mögliche Ude-Kandidatur:Adrenalin für die SPD

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Verlierer gesucht? Das war einmal. Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass die SPD mit Christian Ude als Spitzenkandidat eine realistische Machtoption hat. Der Münchner OB verleiht seiner Partei einen Schub, den die CSU gerne hätte.

Mike Szymanski

Sind jetzt die Zeiten vorbei, in denen die Suche nach einem Spitzenkandidaten der Bayern-SPD für Landtagswahlen mit Häme begleitet wurde, die sich oftmals in zwei Worte verdichten ließ: "Verlierer gesucht"? Politikwissenschaftler sahen die Partei gefangen in einer Leidensspirale, es ging bei Wahlen scheinbar nur noch in eine Richtung: nach unten.

Mit Christian Ude haben die Sozialdemokraten in Bayern eine realistische Machtoption. (Foto: lok)

Seit diesem Sommer ist das anders. Allein die Ankündigung von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, er könne sich vorstellen, für die SPD in den Wahlkampf zu ziehen, wirkt auf die Partei wie Adrenalin. Am Mittwoch fühlte der Stern mit einer Umfrage schon mal den Puls der Bürger. Danach kletterte die SPD bei der berühmten Sonntagsfrage über die 20-Prozent-Marke. Auf nur 18,6 Prozent war die SPD bei der Landtagswahl 2008 gekommen, es gab auch schon Umfragen, die die Genossen in Bayern bei 15 Prozent sahen.

Von einem Ude-Effekt ist die Rede, und er dürfte vor allem in dem Umstand sichtbar werden, dass der erfolgreiche Kommunalpolitiker seiner Partei erstmals seit Jahrzehnten tatsächlich ein Perspektive aufzeigt. Mit Ude könnte die SPD in einem Bündnis mit allen anderen Oppositionsparteien rechnerisch an die Regierung kommen.

Es könnte sich für die Mitglieder also lohnen, sich für die Partei wieder ins Zeug zu legen. Die Wahlen endeten zuletzt auch deshalb oft in einem Desaster, weil selbst die treuesten Anhänger nicht mehr für die Partei Plakate kleben mochten und entmutigt am Wahltag daheim blieben. Ganze Landstriche ohne Sozialdemokraten kennzeichnen das Dilemma. Deshalb hat die CSU in der SPD auch schon lange keine wirkliche Bedrohung mehr gesehen.

Das hat sich geändert. Der Stern-Umfrage zufolge, würden sich 42 Prozent der Bürger für Ude als Ministerpräsidenten entscheiden, könnten sie ihn direkt wählen. Für Seehofer würden nur 39 Prozent votieren. Vor allem dieser Wert alarmiert die Christsozialen.

Ihre Wahlerfolge lagen stets auch darin begründet, dass sie den stärksten, ja den beliebtesten Politiker an der Spitze der Landes vorzuweisen hatten. Der Sturz von Edmund Stoiber wurde auch durch aufkommende Zweifel eingeleitet, ob man mit ihm noch die Wahlen gewinnen könne. Wie sehr die CSU auf eine starke Spitze angewiesen ist, zeigte auch das Intermezzo mit den erfolglosen Tandemfahrern, Erwin Huber (CSU-Chef) und Günther Beckstein (Ministerpräsident). Sie konnten die Lücke nicht füllen, die Stoiber hinterlassen hatte.

Ist nun Horst Seehofer der richtige Mann für die Wahl 2013? Die Frage treibt viele Christsoziale um, aber eine echte Alternative kann derzeit niemand aufzeigen. Auch die CSU würde sich einen Schub wünschen, wie ihn die SPD gerade erlebt. "Aber woher soll er kommen", fragt einer aus der Parteispitze. Immerhin erklärt Seehofer im Bild-Interview den "Karren kräftig ziehen" zu wollen. Aber schieben alle mit an?

© SZ vom 02.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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