Ingolstadt:Parksünder sollen Strafzettel gegen Busticket eintauschen können

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So will eine Bürgergemeinschaft in Ingolstadt den Nahverkehr stärken.

Kolumne von Johann Osel

Wenn auf den Straßen der Autostadt Ingolstadt die Leute bevorzugt mit Pferdedroschken herumkutschierten, auf Hochrädern führen oder auf Stelzen liefen, wäre das äußerst seltsam. Dass aber dort dermaßen viele Autos das Stadtbild prägen, zuweilen verstopfen, ist auch kein Spaß. Ingolstadt ist regelmäßig dicht, also im Sinne von Verkehrsüberlastung.

Grund ist das rasante Wachstum der Stadt und auch, dass viele Leute zum Audi-Werk fahren, gerne mit einem dicken Fabrikat von ebendort, die wenigsten mit einem Opel Corsa Steffi oder auf Hochrädern.

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Radikal ändern könnte sich die Lage, falls sich die Bürgergemeinschaft Ingolstadt BGI durchsetzt. Ihre Idee, die es bereits andernorts gab, sieht vor, dass Parksünder bezahlte Strafzettel-Quittungen gegen ein Bus-Tagesticket eintauschen können. Motto der städtischen Verkehrsgesellschaft: "Das wäre Ihnen mit uns nicht passiert!" Für eine neue "Lust am Bus", zur Entlastung des Verkehrs, zur Luftreinhaltung. Die BGI-Fraktion will die Kampagne alsbald im Aufsichtsrat der Verkehrsgesellschaft beantragen. Resonanz ungewiss, sowohl für den Antrag als für das Projekt, falls es entstünde.

Hinfällig wäre das Ganze aber ohnehin, wenn es eine neue Lust an der Seilbahn gäbe. Neulich haben Studenten der örtlichen Hochschule ihren Plan vorgestellt: Eine Seilbahn soll in 50 Metern Höhe gut 2500 Menschen pro Stunde von Süd nach Nord transportieren. Keiner weiß, ob die Autostadt zur Seilbahnstadt wird, in Ingolstadt mischt sich ehrliches Interesse in der Stadtpolitik mit allerlei Gewitzel und Übermut.

Was Rio de Janeiro könne, sei für Ingolstadt ein Klacks, so der Tenor einiger Online-Kommentare. Gleichwohl sind die Parallelen zwischen Brasilianern und Schanzern überschaubar, die Bürger in Ingolstadt sind meist sittsamer gekleidet als die am Zuckerhut, der FC Ingolstadt steht akut auf Platz 17 der Bundesliga und spielt ohne sonderliche brasilianische Filigranität; und selbst der Korruptionsskandal am Ingolstädter Klinikum verblasst angesichts des Formats südamerikanischer Bestechungsaffären.

Nun, träumen ist ja immer erlaubt. Vorerst bleibt nur die Knöllchen-Idee, die Stadtpolitik sollte mal darüber nachdenken. Beste Gelegenheiten dazu gibt es etwa: im Stau.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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