Erlangen:Neue Klobrillen in Gymnasium - Türen gehen nicht mehr zu

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Das humanistische Fridericianum in Erlangen war bislang eher für seine prominenten Absolventen bekannt. Was ist da los, Herr Direktor?

Kolumne von Olaf Przybilla

Erlangen ist eine der bildungsaffinsten Städte der Republik und kaum irgendwo ist das heftiger zu spüren als im Gymnasium Fridericianum, das man eine humanistische Prominenten-Schmiede in Nordbayern nennen darf. Georg Simon Ohm ist hier zur Schule gegangen, bevor er in die Terminologie der Elektrizitätslehre einging. Elke Sommer hat hier Latein genossen, bevor sie in Hollywood Karriere machte. Heinrich von Pierer ließ sich hier unterrichten, bevor er sich als "Mister Siemens" feiern ließ. Ein Landesbischof hat am Fridericianum ebenso Abitur gemacht wie ein bayerischer SPD-Fraktionsvorsitzender und ein amtierender CSU-Innenminister: Johannes Friedrich, Karl-Heinz Hiersemann und Joachim Herrmann.

Gerhard Nöhring, der Direktor, will das nicht groß gewürdigt wissen. Ihm würde es schon reichen, wenn mal einer schreiben würde, dass Menschen, die in Griechisch und Latein unterrichtet wurden, nicht nur in altphilologischen Oberseminaren und am Taxistand Verwendung finden.

Was man halt so hat, in der Moderne

Und überhaupt: Kann mal jemand melden, dass am Fridericianum "beim zentralen Leistungstest des Faches Latein im fünfjährigen Vergleich insgesamt weit über dem Durchschnitt liegende Ergebnisse erzielt" wurden? So stand es jüngst erst im Glückwunschschreiben des Kultusministeriums. Schreibt das mal einer in die Zeitung?

Hiermit geschehen, Herr Direktor, damit aber zu einem anderen Thema: Was ist da eigentlich auf den Mädchenklos Ihres Gymnasiums los? Ja, sagt Herr Nöhring, es war so: An den Toiletten des Traditionshauses wurde seit Jahrzehnten nichts mehr gemacht, bis in den Weihnachtsferien Monteure kamen und die gefängnisähnlichen Sanitäreinrichtungen gegen ordentliche Aborte mit - Achtung jetzt! - richtigen Klobrillen austauschten. Was man halt so hat, in der Moderne. Das Blöde ist nur: Seither bekommt man die Klotüren nicht mehr zu.

Ein Bild für die Götter, nicht nur die griechischen: Die Klotür steht weit offen, bis zur Brille kann man sie schwenken, danach ist Schluss. Der Vorgang der - am Fridericianum würde man sagen - Defäkation als öffentliches Ereignis! Nun ist dem Humanisten nichts Menschliches fremd, das aber soll sich bald wieder ändern, sagt der Direktor.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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