Mitten in Bayern:Vollwaschgang für bayerische Karpfen

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Vom Koi-Herpes-Virus bedroht: bayerische Karpfen (im Bild ein Aischgründer Karpfen) (Foto: dpa)

Erlanger Wissenschaftler haben eine unkonventionelle Medizin zur Behandlung einer Viruserkrankung entdeckt.

Kolumne von Vinzent-Vitus Leitgeb

Egal, ob geräuchert, gebacken oder "blau"- vor der Zubereitung sollten Karpfen auf jeden Fall frisch und fachgerecht geschlachtet worden sein. Das Problem ist nur, dass die Fische in Franken oft schon vor der Zeit durch eine Krankheit sterben. Schuld daran ist der vor einigen Jahren eingeschleppte sogenannte Koi-Herpes-Virus (KHV). Der ist zwar für Menschen nicht unbedingt gesundheitsschädlich. Aber besonders in engen Teichen mit vielen Karpfen ist der KHV gefährlich. Schlagartig kann der gesamte Karpfenbestand eines Teichs verenden. Für ein Abendessen eignen sich diese Fische dann nicht mehr wirklich.

Um das KHV-Massensterben künftig zu verhindern, haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nach eigenen Aussagen nun ein ungewöhnliches Gegenmittel gefunden: Waschmittel. Dieses sollte aber auf gar keinen Fall direkt in den Teich geschüttet werden. Denn um genau zu sein geht es nur um bestimmte Enzyme, die bisher vor allem in Waschmittel verwendet werden. Sie lösen Proteine besonders gut auf und damit regelmäßig die Flecken in der Wäsche. Demnächst tun sie das vielleicht auch mit den Viren der Karpfen. Ganz ohne Chemie, ganz natürlich, wie die Forscher betonen.

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Das Problem ist jedenfalls ernst zu nehmen. Die Hälfte der Deutschen Karpfenzucht wächst in Bayern heran. 6000 Tonnen Fische kommen jedes Jahr aus dem Freistaat. Rund die Hälfte davon wiederum schwimmt im fränkischen Aischgrund. Die Gaststätten und Zuchtbetriebe hängen dort in hohem Maße von ihren Fischen ab. Jeder Ausfall tut da weh.

Bis die Waschmittel-Enzyme aber zum Einsatz kommen können, dauert es wohl noch. Die Erlanger Wissenschaftler müssen nun erst testen, ob und wie die Enzyme tatsächlich in der Teichwirtschaft eingesetzt werden können. Und welches Enzym ist besonders geeignet? Offen ist auch noch, ob die neue Methode billiger und umweltschonender ist als herkömmliche KHV-Gegenmittel. Erfahrene Karpfenzüchter haben nämlich auch noch ein anderes Rezept: Auf einen sonnigen Tag warten, Teich trocken legen, fertig. Denn Wärme mögen die Viren auch nicht so gerne.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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