Mitten in Bayern:In Ochsenfurt bieten sie jetzt Yoga mit Ziegen an

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Teilnehmerinnen einer Gruppe für Yoga mit Ziegen (Foto: dpa)

Deren Standfestigkeit, Willenskraft und Leichtfüßigkeit soll zu vielen Übungen passen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, warum genau Ziegen verwendet werden.

Kolumne von Maximilian Gerl

Die neueste Trendsportart in Bayern hört auf den malerischen Namen "Ziegen-Yoga". Mitmachen kann jeder: Man fahre einfach ins unterfränkische Ochsenfurt, stelle sich auf eine Weide und folge den Anleitungen einer Yoga-Lehrerin, verrenke sich also in allerlei Yoga-Posituren, während um und zwischen den Füßen Ziegen hertollen. Die positive Wirkung von Tieren aufs menschliche Gemüt ist hinlänglich bekannt, entsprechend begeistert äußern sich Teilnehmer.

Der Bayerische Rundfunk schickte eine Reporterin für einen Selbstversuch vorbei, sie berichtete von einer Yoga-Stunde voller Glücksgefühle. Natur, Bewegung, Streichelpausen - Sport und Entspannung im Einklang. Schön. Damit bleibt nur eine Frage: Warum ausgerechnet Ziegen?

Anbieter von Ziegen-Yoga verweisen auf die positiven Fähigkeiten von Ziegen: Standfestigkeit, Willenskraft, Leichtfüßigkeit. Was zu vielen Yoga-Übungen passt und doch nur die halbe Wahrheit ist. Wer in Bayern mit Tieren Yoga machen will, muss zwangsläufig Ziegen nehmen. Der Fauna mangelt es an Alternativen. Rindviecher etwa laufen allerhand herum, aber den Bandscheiben zuliebe ist abzuraten, eine Kuh während des Sonnengrußes auf den Schultern zu balancieren.

Wegen umgekehrter Gewichtsverhältnisse scheiden Hamster, Mäuse oder Hasen aus. Eine unachtsame Bewegung des Sportlers, schon müsste Tierersatz her. Schafe gingen von der Größe, nur will sich im Sommer niemand mit Wollpullovern umgeben. Und bei Wölfen besteht die Gefahr, dass sie der Umweltminister erschießen lässt, sobald sie sich aus dem Wald trauen. Auch aus Bruno wurde bekanntlich nur ein Problem-, nie ein Yogi-Bär.

Außerdem spricht für die Ziege, dass sie Bayerns heimliches Wappentier ist. Der Löwe ist in den Freistaat gewissermaßen zugereist. Die Ziege dagegen geht als echte Eingeborene durch. Sie verkörpert von allen Tieren den grantelnden Klischee-Bayern am besten: Ab und an dahermeckern und doch das Leben stoisch-gelassen ertragen. Egal was die anderen machen, Hauptsache, alles bleibt gemütlich, wie es stets war. Sollte die Entspannung trotzdem mal fehlen, bleibt ja immer noch eine Runde Yoga. Ob mit oder ohne Ziegen.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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