Miesbacher Amigoaffäre:Teure Party

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Halten Geburtstagsfeiern größeren Ausmaßes für üblich: der frühere Landrat Jakob Kreidl (3.v.l.) und der damalige Vorstandschef Georg Bromme (r.). (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Kreidls Fest sollte Werbung für Sparkasse und Landkreis sein

Von Matthias Köpf, München

Kundenveranstaltungen wie diese sollten der Imagepflege dienen, betont Georg Bromme, also am Ende schlicht der Werbung. Eines lässt sich etliche Jahre und inzwischen neun Prozesstage später sicher sagen: Bekannter geworden ist die Kreissparkasse Miesbach durch die Feier zum 60. Geburtstag des damaligen Miesbacher Landrats Jakob Kreidl (CSU) im Jahr 2012 auf jeden Fall. Zugleich dürfte das Image des Instituts eher gelitten haben durch die Großzügigkeit, mit der die Sparkasse über Jahre hinweg allerlei Feiern, Fahrten und Aufmerksamkeiten gesponsert hat, gerne auch zugunsten ihres eigenen Verwaltungsratsvorsitzenden Kreidl und anderer Verwaltungsräte und Lokalpolitiker sowie zugunsten des langjährigen Vorstandschefs Bromme persönlich.

Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II hat sich am Mittwoch also mit dem Auslöser der Miesbacher Amigoaffäre befasst, nämlich eben Kreidls Geburtstagsfeier. Die hat in einem Freilichtmuseum am Schliersee stattgefunden und an die 120 000 Euro gekostet. Rund 7600 Euro davon hat der Jubilar selbst bezahlt, doch den Großteil übernahm die Sparkasse und rund 33 000 Euro auch der Landkreis, der - auf Betreiben des damaligen Vizelandrats Arnfried Färber - ursprünglich nur 25 000 Euro hatte beisteuern wollen. Die Mehrkosten genehmigte Kreidl später selbst. Er und Bromme, die beiden Hauptangeklagten in dem Prozess, bemühten sich am Mittwoch, das Ereignis nicht als privates Fest, sondern eben als Kunden-, Werbe- und Imageveranstaltung der Sparkasse und des Kreises darzustellen. Kreidl will Färber, der die Feier längere Zeit hinter seinem Rücken als Überraschung organisiert habe, nur gut 40 private Gäste genannt haben. Insgesamt kamen 460, darunter der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer und Erzbischof Reinhard Marx aus München sowie nahezu alle lokalen Honoratioren, weshalb sich die Feier aus Brommes und Kreidls Sicht umso besser zur Imagepflege geeignet habe. Beim Hauptgang durften die Gäste zwischen Schweinsbraten und Fisch wählen, was sich im Vergleich zu anderen Fahrten und Feiern der Kreissparkasse durchaus bescheiden ausnimmt. Der Staatsanwalt sieht eine Untreue in dem Fall auch nicht zu Lasten der Sparkasse, sondern des Kreises, was Kreidls Verteidiger nicht nachzuvollziehen mögen, weil der Kreis selbst mehr Gäste geladen und auch mindestens so sehr profitiert habe wie die Bank.

Derlei Geburtstagsfeiern seien üblich gewesen, da waren sich die Zeugen einig. Auch den Sechzigsten von Kreidls Vorgänger Norbert Kerkel habe man gefeiert, dies aber wohl nicht gar so groß. Strafrechtlich wäre das ohnehin verjährt, wie so vieles Andere aus der jahrzehntelang eingeschliffenen Miesbacher Sponsoring-Praxis. Sehr wohl noch Gegenstand der Anklage ist aber die Feier zum 70. Geburtstag des langjährigen Verwaltungsrats Färber 2010. Dafür hat die Sparkasse rund 55 000 Euro ausgegeben, ohne die Gästeliste selbst zusammenzustellen oder die Sitzordnung zu bestimmen. Dass dann alle Sparkassenleute an einem Tisch sitzen sollten und nicht verteilt unter den anderen Gästen, hat Bromme nach eigener Aussage sehr missfallen. Er sprach selbst von einem "kleinen Eklat" und Tränen bei einer Haushamer Rathaus-Mitarbeiterin. Das passt gut zur Darstellung seiner Vorstandssekretärin, die Bromme - grob zusammengefasst - als selbstherrlichen Tyrannen beschrieben hat. Imagemäßig will Bromme auch bei Färbers Feier eher in größeren Linien gedacht haben als in kleinteiligem Werbematerial in Sparkassenrot. Dass die Sparkasse der Veranstalter gewesen sei, habe doch jeder gewusst, erklärte Bromme die damalige Dezenz. "Ich war immer ein Gegner dieser überzogenen Werbung."

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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