Menschenhandel in Schwaben:Junge Männer zur Prostitution gezwungen

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Er hat sie mit Jobs gelockt und sie dann zur Prostitution gezwungen: In Neu-Ulm ist ein Mann festgenommen worden, der junge Männer aus Rumänien als Stricher arbeiten ließ. Die Ermittler werfen ihm Menschenhandel vor.

Menschenhändler zwingen nicht nur Frauen zur Prostitution, auch Männer werden nach Deutschland verschleppt und zur Arbeit in der Stricherszene gezwungen. In Schwaben hat die Kripo einen 37-Jährigen gefasst, der jahrelang junge Männer aus Rumänien nach Neu-Ulm gelockt und dort zum Sex mit Freiern genötigt haben soll.

Wie die Polizei am Freitag berichtete, erging gegen den am Dienstag festgenommen Rumänen Haftbefehl wegen "Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung durch Ausnutzung einer Zwangslage". Der Mann soll nach bisherigen Ermittlungen seit 2011 mindestens fünf Opfer im Alter von 20 bis 26 Jahren nach Bayern gelockt haben. "Aber wir gehen von noch mehr Geschädigten aus", sagte ein Polizeisprecher.

Den jungen Rumänen soll der 37-Jährige Jobs in der Gastronomie oder auf Baustellen versprochen haben. Die Opfer soll er übers Internet kennengelernt haben. Anschließend mussten die Männer in Neu-Ulm als Prostituierte arbeiten, ihre Freier mussten sie dann illegal in einer Wohnung im Sperrbezirksbereich in der Innenstadt bedienen. Zudem soll der Beschuldigte auch die persönlichen Daten seiner Opfer für betrügerische Vertragsabschlüsse genutzt haben, etwa für Kontoeröffnungen oder Handyverträge.

Bereits vor einem Jahr waren Ermittler in Neu-Ulm auf einen Menschenhändlerring gestoßen. Vier Täter hatten damals junge Frauen aus ärmlichen Verhältnissen mit Versprechungen nach Deutschland gelockt, der Transport war organisiert. Hier angekommen, wurden sie ebenfalls der Prostitution zugeführt. Der Verdienst musste zum größten Teil abgegeben werden.

Auch Kontrollen in der Nähe von gemeldeten Bordellen bringen die Polizei häufig auf die Spur von Straftaten. So stießen die Fahnder in Pfuhl, nahe Neu-Ulm, aufch auf vier Frauen im Alter von 18 und 19 Jahren, die dort in einem Mehrfamilienhaus unter erbärmlichsten Bedingungen hausten. Sie waren von drei Männern zur Prostitution gezwungen worden - im Herbst stand das Trio in Memmingen vor Gericht.

© SZ.de/dpa/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Prozess in Memmingen
:Menschenhandel mitten in Bayern

Sie spielen Frauen die große Liebe vor - und zwingen sie dann zur Prostitution. Nun wurden drei Männer in Neu-Ulm gefasst, ab Mitte November müssen sie sich vor Gericht verantworten. Doch schon oft hat die Polizei Menschenhändler gefasst, musste dann aber mitansehen, wie diese freigesprochen wurden.

Von Stefan Mayr, Neu-Ulm

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