Leichte Sprache:Simplify your Beamtensprache

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Offenbar wird in Ludwig Spaenles Ministerium besonders kompliziert geschrieben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Schriftsätze aus dem Kultusministerium? Versteht kein Mensch. Offenbar nicht mal die eigenen Beamten, deswegen haben sich die Schulämter einen besonderen Service einfallen lassen.

Kolumne von Anna Günther

Der Reiz des einfachen Lebens wird schon annähernd so lange gefeiert wie Weihnachten. Auch wenn sich die Welt heute schneller dreht als vor Jahrhunderten, gab es immer Menschen, denen es da draußen im Leben zu wild war. Eremiten wurden für ihren Rückzug in Höhlen und auf Säulen sogar als Heilige verehrt. Einfaches Leben lohnt sich offenbar. Das haben irgendwann findige Äbte entdeckt - und gestressten Managern die Klöster geöffnet. Zumindest die Rechnung war einfach: Handy weg plus Schweigen ergibt innere Ruhe. Das brachte Leben in die ehrfürchtigen Mauern - aber nicht zu viel. Und Geld in die Kassen.

Ein anderer Trend heißt "simplify your life", quasi innere Ruhe für zuhause, ohne Kloster. Die Anleitungen zum besseren, weil simpleren Selbst stapeln sich in den Buchhandlungen. Mittlerweile reisen die selbsternannten Gurus auch für TV-Dokumentationen durchs Land, natürlich mit kleinstmöglichem Gepäck, und erzählen jedem, der es hören will, wie frei und gut sie sich fühlen. So ohne den ganzen Ballast von Kapitalismus und Konsum. Allen anderen erzählen sie es auch - Umarmung inklusive.

Wenn Schulminister Spaenle durchs Land zieht, erzählt er eher, wie super alles ist an Bayerns Schulen. Dass dies allerdings nicht uneingeschränkt zutrifft, hat nun der Oberste Rechnungshof rausgefunden. Auch die Gutachter sollten nach Optimierungspotenzial suchen, natürlich nicht beim Minister, sondern in den staatlichen Schulämtern. Dort haben sie offenbar zu viele "Simplify"-Bücher gelesen: Die Mitarbeiter in den Schulämtern verbrachten viel Zeit damit, Informationen und Dienstanweisungen von Ministerium und Bezirksregierungen in einfachere Sprache zu übersetzen, gerne ergänzt durch erklärende Kommentare. Die offizielle Beamtensprache wollten sie den Beamten in den Schulen offenbar nicht zumuten.

Für den ORH allerdings ist das Ressourcenverschwendung. Das findet auch das Ministerium, das so viele dieser Schreiben rausjagt, dass es manchem Schulleiter schon zu viel wird. Von der Übersetzung ihrer Schriftstücke sei künftig abzusehen, erklärt nun das Ministerium. Natürlich per schriftlicher Dienstanweisung.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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