Landtagswahl in Bayern:Der Möchtegern-Scholz

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15 Prozent seien bei der Bayern-Wahl möglich für die SPD, sagt Landeschef Florian von Brunn. Die Umfragen lassen anderes vermuten. (Foto: Robert Haas)

SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn verweist trotz mieser Umfragewerte gerne auf das Jahr 2021, als ein Sozialdemokrat überraschend Bundeskanzler wurde. Doch der Politiker hat ein Problem, auf dem auch Markus Söder herumreitet.

Von Johann Osel

Inflation, Energiekrise, Klima, "schwierige Zeiten erfordern verlässliche Politik, keine Show und Selbstdarstellung". So sagte es SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn im August auf dem Münchner Marienplatz. Das bezog sich auf zwei Männer. Erstens auf Ministerpräsident Markus Söder, dem er vorwirft, Versprechen nicht zu halten und der Egozentrik zu frönen. Und zweitens auf den Mann, der am Marienplatz mit ihm auftrat: Olaf Scholz. Wenn es um die Umfragewerte der SPD und die Wahlaussichten geht, verweist Brunn regelmäßig auf den Kanzler, zwecks Nachahmung. Bei der Bundestagswahl 2021 sei die SPD im Sommer ja noch ziemlich schlecht dagestanden. Scholz habe sich quasi aus der Außenseiter-Rolle angeschlichen und dann das Rennen für die Sozis gemacht.

Das Problem nur: Scholz war damals schon Vizekanzler und eine bekannte Figur. Wenn dagegen Söder über einen gewissen "Florian von Dings" spottet, trifft er einen wunden Punkt - Brunns Bekanntheitsproblem. Und so mäßig in den Umfragen wie in Bayern, bei manchmal unter zehn Prozent, schnitten die Genossen im Bund auch nie ab. Die Zuversicht aber lässt sich Florian von Brunn nicht nehmen - Optimismus ist Pflicht. Das verdient irgendwie auch Bewunderung.

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Florian Bolko von Brunn, 54, ist in München geboren, hat einen Magister mit Hauptfach Geschichte und unter anderem als IT-Berater gearbeitet. Er ist seit 1990 in der SPD, seit 2013 Abgeordneter, zunächst als Umweltpolitiker. Im April 2021 wurde er mit der Gewerkschafterin Ronja Endres als Doppelspitze SPD-Vorsitzender, kurz darauf Fraktionschef im Landtag.

Manche in der SPD lästern, dass die Partei erst tief sinken musste, um bei Brunn als Führungsfigur anzukommen. Es waren schließlich nicht seine ersten Anläufe, um sich in beiden Positionen durchzusetzen. Der Ruch des Wadenbeißers (im positiven Sinn) oder der Krawallnudel (im negativen) hat dazu geführt, dass er nicht als absoluter Liebling seiner Partei gilt. Und doch haben die Genossen ihm die SPD anvertraut: Nach dem historischen Debakel bei der Wahl 2018 mit 9,7 Prozent versprach er eine Trendwende, ein "Ende der Leisetreterei". 15 Prozent seien drin bei der Bayern-Wahl 2023.

Inzwischen spricht Brunn bei Auftritten bedachter als früher

Danach sieht es derzeit nicht aus. Was durchaus am Bundestrend liegen mag, die Ampel ist nicht gerade bestens beleumundet. Eines kann man Brunn indes nicht vorwerfen: fehlenden Kampfgeist. Sicher auch, weil ihn Partei und künftige Fraktion am Ziel der Trendumkehr messen dürften. "Machen statt Södern", lautet sein Dauer-Slogan. Das "Regierungsprogramm" der SPD setzt den Fokus auf Energie, Mobilität und Wohnen - teils sind das tatsächlich offene Flanken der CSU. Seit einem Parteitag im Mai ist aber in der SPD auch von einer Koalition mit der CSU die Rede; obwohl sich Söder auf die Freien Wähler als Juniorpartner festgelegt hat.

Die Kampagne ist voll auf den Kandidaten zugeschnitten. "Bayern braucht von Brunn", auf Plakaten zeigt er mit dem Finger auf die Betrachter. Sieht aus wie "I want you", wie Onkel Sam, der für die US Army wirbt. Was auffällt: Brunn spricht bei Auftritten inzwischen bedachter als früher, schlägt weniger Radau. Es soll wohl - Optimismus ist Pflicht - eine landesväterliche Inszenierung sein.

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