Kriminalstatistik:Vergewaltigungszahlen sollen analysiert werden

Von Johann Osel und Wolfgang Wittl, München

Nach der Präzisierung der Vergewaltigungszahlen in Bayern arbeiten Experten der Polizei laut Innenministerium "mit Hochdruck an weiteren Analysen". Vergangene Woche hatte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mitgeteilt, die Zahl der Vergewaltigungen im ersten Halbjahr sei um 50 Prozent gestiegen, auf 685 Fälle. Dies und ein wachsender Anteil von Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen an den Tatverdächtigen hatten Sorge um die öffentliche Sicherheit sowie eine Integrationsdebatte ausgelöst.

Dass Herrmann von "Vergewaltigungen" sprach, war arg verkürzt, wie mittlerweile klar ist. Bei "Vergewaltigungen und sexueller Nötigung im besonders schweren Fall" gab es die 685 Fälle und die Steigerung. Beim Delikt der "überfallartigen Vergewaltigung durch Einzeltäter" lag der Anstieg bei fünf Prozent.

Ferner ist zu beachten, dass das Strafgesetzbuch 2016 erweitert wurde. Es war eine Reaktion auf die Silvester-Vorfälle von Köln. Damit könnte sich das Anzeigeverhalten geändert haben.

Herrmann und Justizminister Winfried Bausback stellten am Mittwoch Pläne für Prävention und Fahndung vor; "vollziehbar ausreisepflichtige ausländische Straftäter sollen aus der Strafhaft heraus abgeschoben werden".

Ministerpräsident Horst Seehofer nannte es unterdessen "eine grobe Unverschämtheit", dass Kritiker - auch aus der CSU - die Veröffentlichung der Zahlen als Wahlkampfmanöver bezeichnet hatten. "Wir nehmen den Kampf gegen Sexualdelikte in Bayern auf", sagte der CSU-Chef. Und zwar unabhängig von Wahlen.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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