München:Stalking: Mehr Vorfälle und härtere Strafen ab Oktober

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Eine Frau steht an einer Glasscheibe, hinter der die Silhouette eines Mannes zu sehen ist. (Foto: picture alliance/Angelika Warmuth/dpa/Illustration)

Die Zahl der Stalking-Fälle in Bayern hat sich erhöht. Im vergangenen Jahr seien 1742 solcher Vorfälle registriert worden, fast 200 mehr als 2018, teilte am...

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München (dpa/lby) - Die Zahl der Stalking-Fälle in Bayern hat sich erhöht. Im vergangenen Jahr seien 1742 solcher Vorfälle registriert worden, fast 200 mehr als 2018, teilte am Mittwoch das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) in München mit. 2016 registrierten die Behörden 1260 Fälle. Die Dunkelziffer sei wohl deutlich höher. Ab Oktober stehen darauf härtere Strafen. Bei besonders schweren Fällen seien Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren und eine schnellere Sicherungshaft möglich, sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU).

Am Freitag tritt das Gesetz zur effektiveren Bekämpfung von Stalking in Kraft. Auch Nachstellungen im Internet werden dann rechtlich erfasst und gelten als strafbar. Zudem sinken die Voraussetzungen für eine Verurteilung. 2019 wurden nach Auskunft des Justizministeriums 103 Personen wegen Stalkings verurteilt, 43 mehr als 2018. „Wir müssen Stalkern frühzeitig Grenzen setzen, um die Opfer besser zu schützen“, forderte Eisenreich. Außerdem sollte das Gesetz seiner Ansicht nach noch ausgeweitet werden, etwa mit härteren Strafen für das Veröffentlichen von Rachepornos oder die Bloßstellung von Frauen durch am Computer manipulierte Bildaufnahmen, so genannte Deepfakes.

BLKA-Präsident Harald Pickert ermunterte die Opfer dazu, unbedingt bei der Polizei Anzeige zu erstatten. „Niemand muss Stalking einfach ertragen.“ Experten raten, solche Ereignisse gut zu dokumentieren, etwa mit Hilfe der No Stalk App für Smartphones, die die Opferschutzorganisation Weißer Ring anbietet.

Der Statistik zufolge sind es meistens Frauen, die von Männern belästigt werden, etwa durch Anrufe, Nachrichten oder Auflauern. Oft kämen Ex-Partner nicht damit klar, dass die Beziehung zu Ende sei. Auch Eifersucht oder Rachegelüste seien häufige Motive. Das sei belastend und könne auch schwere psychische Folgen haben. Das Landeskriminalamt zitierte zudem eine Studie des Weißen Rings, nach der gut ein Drittel der Stalking-Opfer auch körperlich angegriffen werden.

Warum die Zahlen gestiegen sind, ist unklar. Eine Rolle könne spielen, dass die Toleranz in der Gesellschaft gesunken sei und die Opfer das früher anzeigten, sagte ein LKA-Sprecher. Allein damit lasse sich das Ansteigen der Fälle aber sicher nicht erklären.

© dpa-infocom, dpa:210929-99-411768/4

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