Kolumne:"He Breitner, und du spielst wie ein Arsch!"

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Sepp Maier, die "Katze von Anzing", wird 75 Jahre alt. (Foto: dpa)

Eine Erinnerung an die Zeit, in der Fußballer aus anderem Holz geschnitzt waren als die heutigen Millionärsbürscherl.

Von Hans Kratzer

Das waren Zeiten, als die Fußballer noch kernige Spitznamen trugen, die nach Wald und Tier rochen. Der frühere FC Bayern-Torwart Sepp Maier, der am Donnerstag 75 Jahre alt wird, wurde wegen seiner Wendigkeit Katze von Anzing genannt. Unvergessen ist seine Flugeinlage im Münchner Olympiastadion, wo er während eines Bundesligaspiels einer Flugente hinterherhechtete, die sich aufs Spielfeld verirrt hatte.

Glücklich entkommen, reckte der Vogel dem Herrn Maier allerdings nur noch den Hintern entgegen. Den Allerwertesten bemühte auch Maiers einstiger Sportkamerad Paul Breitner, der einmal den Schiedsrichter Ahlenfelder mitten im Spiel abkanzelte, er pfeife "wie ein Arsch". Ahlenfelder, der ebenfalls von der Muse geküsst war, konterte sofort: "He Breitner, und du spielst wie ein Arsch!"

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Damals waren die Fußballer aus anderem Holz geschnitzt als die heutigen Millionärsbürscherl, die massiv unter Verzärtelungsverdacht stehen. Zu Maiers Zeiten hießen die Spieler noch harter Hund, Terrier und Bulle. Der Spieler Willi Lippens, der wegen seiner O-Haxn Ente genannt wurde, handelte sich in der Hitze eines Gefechts eine Verwarnung vom Schiedsrichter ein. "Ich verwarne Ihnen!", teilte ihm dieser mit, worauf Lippens stilsicher konterte: "Ich danke Sie!"

Die härtesten Typen aber waren die Torhüter. Der größte Konkurrent des Maier Sepp hieß "Radi" Radenkovic. Er war ein Sechzger und sang: "Bin i Radi bin i König ...", ein Hit, der 1965 auf Platz 5 der deutschen Charts kletterte. Nach eigener Aussage war Radi "bestes Torwart von Welt". Der Maier Sepp reimte ihm aus dem Stand entgegen: "Bin i Radi, bin i Depp - König is da Maier Sepp!"

Ein Volksheld war freilich auch der Torwart Bernd Trautmann (1923-2013), über den der Regisseur Markus H. Rosenmüller gerade einen Film gedreht hat, der am 14. März in die Kinos kommt. Trautmann geriet einst in britische Kriegsgefangenschaft, stieg dann zum Torwart von Manchester City auf und wurde ein Fußballheld der Briten, weil er im Pokalfinale 1956 trotz Genickbruchs weiterspielte.

"Manche Leute sagen, Fußball sei eine Sache auf Leben und Tod", sagte einst der schottische Fußball-Weise Bill Shankly. "Ich mag diese Einstellung nicht", fuhr er fort. "Es ist viel ernster als das."

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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