Bayreuth:Wie eine Künstlergruppe gegen Richard Wagner protestiert

Komponist Richard Wagner (Archivfoto von 1877). (Foto: dpa)

Sie nennt sich "Frankfurter Hauptschule" und verteilt 50.000 gefälschte Freikarten für die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth. Mit der Aktion will eine Künstlergruppe zum Protest aufrufen: gegen die Verharmlosung von Wagners Antisemitismus.

Von Olaf Przybilla

Die Karten lagen am Pfingstmontag plötzlich im Briefkasten, was Karten ja ohnehin selten tun. Eintrittskarten aber, die überdies zum freien Eintritt zur Premiere auf den Grünen Hügel nach Bayreuth einladen, sind noch seltener.

Aber sie sind eben auch gefälscht: Mit den Karten will eine Künstlergruppe, die sich selbst "Frankfurter Hauptschule" nennt, nach eigenen Angaben auf den "verharmlosenden Umgang mit Wagners Antisemitismus aufmerksam" machen, der angeblich "von großen Teilen der deutschen Medien" gepflegt werde.

Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Bayreuth sei bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet worden. Das Polizeipräsidium Oberfranken betätigte sowohl die Existenz von gefälschten Karten als auch die Einleitung von Ermittlungen. Tatsächlich seien in Bayreuth falsche Freikarten im Umlauf gebracht worden.

Die Karten hätten 20 Mitglieder der "Künstlergruppe" eigenhändig an Haushalte in Bayreuth verteilt, erklärte ein Sprecher der Gruppe der SZ. Angeblich sollten es 50.000 sein, eine Größenordnung, die von der Polizei nicht bestätigt wird.

Die Gruppe erhoffe sich von der Aktion, dass "die Bevölkerung in Massen" zu der Premiere kommen werde: "Entweder um ein Zeichen zu setzen, weil auch sie langsam genug von der demokratischen 'Sieg-Heiligsprechung' Wagners hat, oder weil sie genau deswegen unsere augenfällige Satire schon nicht mehr als solche erkennt", heißt es in einer Erklärung der Gruppe.

Es werde derzeit mit großem Tamtam versucht, "Wagner zu redemokratisieren", nun versuche die Gruppe die Bayreuther Festspiele zu demokratisieren. Dort gebe es bekanntlich immer wieder Ärger um die exklusive Praxis der Ticketvergabe.

© SZ vom 22.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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