Hyo Alpe Adria:Wirtschaftskrimi BayernLB

Lesezeit: 2 min

Wie der Hypo-Alpe-Adria-Deal eingefädelt wurde und wie das hinterher offenbar vertuscht werden sollte. Eine Dokumentation.

Klaus Ott

31. Januar 2007

BayernLB
:Stationen eines Milliarden-Debakels

Die BayernLB ist zum Milliardengrab geworden. Auch wenn die Bank die marode Tochter HGAA los ist - für die CSU ist die Geschichte nicht zu Ende. Eine Chronologie in Bildern.

In der Bayerischen Landesbank (BayernLB) in München treffen Vorstandschef Werner Schmidt und weitere Manager mit Wolfgang Kulterer, Aufsichtsratschef der im österreichischen Kärnten ansässigen Hypo Alpe Adria, und Vermögensverwalter Tilo Berlin zusammen, der ebenfalls von Kärnten aus Geschäfte macht. Berlin ist mit privaten Investoren kurz zuvor mit einem kleinen Anteil bei der Hypo Alpe Adria eingestiegen und will seine Beteiligung auf 25 Prozent ausbauen. Schmidt, Kulterer und Berlin sondieren einen Einstieg der Landesbank bei der Hypo Alpe Adria. Es geht unter anderem darum, ob und wie die beiden Institute zusammenpassen, welche Vorteile sich für beide Seiten ergäben, und wie die weitere Expansion der Hypo Alpe Adria vor allem auf dem Balkan finanziert werden könne. Auch über einen Verkauf von Berlins Anteilen an der Kärntner Bank an die BayernLB wird angeblich gesprochen.

15. Februar 2007

Schmidt, weitere BayernLB-Manager, Kulterer und Berlin treffen sich in Kärntens Hauptstadt Klagenfurt mit Vertretern der dortigen Landesregierung. Auch Landeshauptmann Jörg Haider ist offenbar dabei. Kärnten ist Großaktionär der Hypo Alpe Adria. Wie eine von Bayerns heutigem Finanzminister Georg Fahrenschon eingesetzte Sonderprüferin später ermittelt, haben bei diesem Gespräch "alle Beteiligten eine Absichtserklärung" über eine Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB abgegeben (50 Prozent und eine Aktie).

20. März 2007

Die Landesbank informiert ihr Aufsichtsgremium, den Verwaltungsrat, und teilt der Hypo Alpe Adria noch im März in einem Brief mit, man wolle die Kärntner Bank übernehmen.

Juni/Juli 2007

Der Landtag in Kärnten untersucht die im Mai vertraglich vereinbarte Übernahme. Haider, Schmidt, Kulterer und Berlin werden als Zeugen befragt. Sie sagen den Vernehmungsprotokollen zufolge wie folgt aus (und verschweigen dabei die Geheimtreffen vom Januar und Februar 2007):

Haider: "Ich habe mich gefreut, als ich das erste Mal gehört habe, dass jetzt die Bayern sich da wirklich interessieren, am 20. oder 26. März, wie dieser Brief da eintrudelt." Zwischenfrage eines Abgeordneten: "Also Sie haben das vorher nicht gewusst, dass es diese Möglichkeit gibt?" Haider: "Nein, überhaupt nicht."

Kulterer sagt über den Zeitraum Januar/Februar 2007 aus, man habe damals "wirklich nicht" ahnen können, "dass sich die Chance mit der BayernLB ergeben wird." Über das schriftliche Angebot der BayernLB vom März 2007 sagt Kulterer, er sei "nichts ahnend" gewesen, "dass die BayernLB (..) plötzlich Interesse bekundet." Über Kontakte zu Berlin und Schmidt sagt Kulterer: "Das erste Dreiergespräch Berlin-Schmidt-Kulterer muss es irgendwann im März 2007 gegeben haben." Über Berlins Vermögensverwaltung Berlin & Co sagt Kulterer: "Berlin & Co wäre nie das Risiko eingegangen auf die Bayern zu setzen."

Berlin: "Wir waren wild entschlossen, diesen Weg zu gehen ( späterer Börsengang der Hypo Alpe Adria; Anm. der Red.) und auf diesem Weg begegnete uns dann im Frühjahr dieses intensivere Interesse der BayernLB." Berlin weist den Verdacht zurück, es könne "Insider-Wissen im Spiel" gewesen sein.

Schmidt: "Es kam zu ersten Gesprächen in dieser Angelegenheit über Hypo Alpe Adria im Laufe des Monats März-April." Vorher habe es "keine Teilgespräche über einen konkreten Erwerb" der Mehrheit an der Hypo Alpe Adria, sondern nur "Gespräche unter Bankern" gegeben.

Aus Schmidts Umfeld heißt es heute dazu, der damalige BayernLB-Chef habe mit den Gesprächen ab März 2007 die Kontakte nach Abgabe einer Absichtserklärung für den Kauf der Hypo Alpe Adria gemeint. Schmidt habe dem Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtags keinesfalls etwas vorenthalten wollen.

Berlins Anwalt weist den Verdacht von Insidergeschäften zurück. Sein Mandant habe nichts Unrechtes getan, er werde sich zu diesen Vorgängen bei der Münchner Staatsanwaltschaft äußern.

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