Mitten in Bayern:Die Geisterjäger von Hinterkaifeck

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Auch das noch: Beim Marterl, das an den Mehrfachmord von 1922 erinnert, soll ein Gespenst gesehen worden sein.

Von Johann Osel

Als wäre jedes Nachdenken über Hinterkaifeck nicht schon gruselig genug: Der Einödhof in der Nähe von Schrobenhausen war im Jahr 1922 Tatort eines Mehrfachmordes, das alte Bauernpaar mitsamt zwei Enkeln, zwei und sieben Jahre alt, Tochter und Magd wurden mit einer Hacke erschlagen. Es ist nach wie vor einer der bekanntesten ungeklärten Kriminalfälle der bayerischen und auch deutschen Geschichte, vielfach literarisch und medial aufbereitet oder als Stoff verarbeitet. Der Grusel-Faktor, den allein der Roman "Tannöd" von Andrea Maria Schenkel und die Verfilmung mit ihren kühlen, endlos wirkenden Szenen vermittelt, ist nichts für einen Start in eine Lila-Laune-Woche. Und nun auch das noch: ein Geist am Ort des Geschehens.

Das zumindest vermeldet pflichtbeflissen die paranormale Forschungsgruppe "Para Ink - Die Geisterjäger". Sie erforscht mysteriöse Orte unter Zuhilfenahme allerlei Gerätschaften. Die Resultate werden ebenso pflichtbeflissen in Büchern und auf Youtube kundgetan, mehr als 20 000 Menschen haben den Kanal abonniert. Jedenfalls, meldet Gründer Mark Lagerin, habe man beim Areal um Hinterkaifeck "Unglaubliches erlebt": eine kleine Gestalt, es könnte der getötete Bub oder das Mädchen sein, womöglich die buckelige Austragsbäuerin. Die Person sei neben dem Marterl gestanden, das an die Schreckenstat erinnert, auch die Wärmebildkamera habe etwas erfasst. Der Geisterjäger betont: "Wir sind keine Spinner und arbeiten seriös an unserem Projekt. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen zu zeigen, dass der Tod nicht das Ende ist."

Nun ist seit den "Ghostbusters" bekannt, dass Geisterjäger mit Ernst und Eifer ans Werk gehen, zum Wohle der Menschheit. Wie es auch um die Sichtung in Hinterkaifeck bestellt sein mag, man weiß das Thema bei der Youtube-Truppe in guten Händen. Sie hat ja einige Erfahrung, ob Poltergeist im Hotel oder Spuk-Kapelle. Anders vor vier Jahren in Rosenheim: Da griff die Polizei drei Männer und eine Frau Anfang 20 auf, die in ein verlassenes Haus einbrachen. Vielleicht wollten sie etwas klauen, vielleicht war heimliches Kiffen oder Schnackseln an kuriosem Ort der Grund des Hausfriedenbruchs. Das Quartett aber sagte: Es gebe Indizien für einen Geist im Haus, die berüchtigte "weiße Frau" sei dort. Weiß man's?

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