Herrsching:Ehering taucht nach 40 Jahren wieder auf

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Der Ehering von Berthold Bitterle glänzt auch nach 40 Jahren im See noch, sitzt aber nicht mehr so richtig. Ein Juwelier wird sich der Sache annehmen. (Foto: Catherina Hess)
  • Nach etwa 40 Jahren bekommt Berthold Bitterle seinen Ehering zurück.
  • In den 70er Jahren hatte er ihn im Ammersee verloren.
  • Nun hat jemand den Ring mit einem Metalldetektor gefunden - außerdem zehn weitere.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Wenn Familie Bitterle aus dem Münchner Westend zusammensitzt, dann wird oft die Geschichte vom verlorenen Ehering und der vergeblichen Suche im Ammersee erzählt. Wie Vater Berthold in den 70er Jahren erst am Abend nach einem Badetag mit den Zwillingen bemerkt hatte, dass der Ring wohl beim Wasserballspielen vom Finger gerutscht war; wie er mit Ehefrau Christine und dem Schwager am nächsten Tag auf der Luftmatratze liegend das Ufer absuchte; wie der Vater den Ring der Mutter ins Wasser warf, um die Strömungsverhältnisse zu erkunden, und diesen fast auch noch verloren hätte. Seit ein paar Tagen gibt es eine unerwartete Wendung in dieser Familienanekdote. "Wir sind alle ganz aus dem Häuschen", erzählt Schwiegertochter Melita Bitterle.

Auch der Leiter des Herrschinger Fundamts hat so etwas noch nie erlebt. Zahnprothesen, Geldbörsen, Fahrräder - Joachim Ulmer hat schon die erstaunlichsten Dinge gesehen, die am Ammersee gefunden wurden. Als ihm ein Finder aber vor ein paar Tagen ein Kuvert überreichte, da staunte selbst er. Zehn goldene Eheringe befanden sich darin. Die Ringe hatte der Mann aus Greifenberg mit einem Metalldetektor am Ufer zwischen Herrsching und Breitbrunn entdeckt. Eigentlich wollte der Schatzsucher lediglich einem Bekannten helfen, den Ring seines Vaters zu finden. Den konnte er tatsächlich bergen - und zehn weitere.

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Wie die Besitzer ausfindig gemacht wurden

Anhand der Gravuren versuchte Ulmer in einem öffentlichen Aufruf die Besitzer zu ermitteln, aber die Angaben waren dürftig. "Christine" stand beispielsweise in einem der Ringe und "1961". "Wenn der von seinem Besitzer gefunden wird, wäre das schon wie drei Sechser im Lotto", dachte Ulmer noch. Bei den Bitterles kam Sohn Jürgen jedoch gleich der verschollene Ring des Vaters in den Sinn, als er von dem Fund las.

Am Montag standen Berthold und Christine Bitterle aufgeregt in der Herrschinger Amtsstube. Riesig war die Freude, als sich herausstellte, dass der Ring mit der Gravur "Christine" tatsächlich der verlorene Ehering war. "Die beiden hatten als Beweis das Stammbuch dabei und den Partner-Ehering der Frau", erzählt Ulmer. Auch nach 40 Jahren im See sei der Ring noch hübsch gewesen. "Mond und Sonne waren eingraviert", berichtet Ulmer.

Über den Finger passe er jedoch nur mit Mühe, erzählt Berthold Bitterle. Bei der Goldenen Hochzeit vor ein paar Jahren konnte nur der Ring der Frau gesegnet werden. Die Segnung des zweiten Ringes soll nun nachgeholt werden. Bis dahin wird auch der Ring wieder passen: Ein Münchner Juwelier hat von der Geschichte gehört und angeboten, den Ring kostenfrei aufzupolieren und zu erweitern.

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Warum die Denkmalschutzbehörde nicht begeistert ist

Weniger angetan von dem Eheringfund ist die Denkmalschutzbehörde. Immer wieder würden Sondengeher durch die Lande streifen auf der Suche nach Schätzen. "Dafür muss aber vorher eine Genehmigung eingeholt werden", sagt Pressesprecherin Alexandra Beck vom Landesamt für Denkmalpflege. Bei den Archäologen zähle schließlich nicht nur ein Fund, sondern auch die Umgebung, in der ein Objekt gelegen hat. "In egoistischem Interesse werden von Sondengehern nicht nur die entnommenen Objekte aus ihren Zusammenhängen gerissen, sondern durch die Eingriffe unsere unersetzlichen Geschichtsquellen im Boden zerstört", bedauert Beck.

Die Bitterles waren indes nicht die einzigen, die beim Fundamt vorsprachen. Eine Frau suchte nach dem Ring der Mutter. Die Gravur "Ruth" und "1961" stimmten zwar, "allerdings sah das Foto des Ringes, das sich die Tochter aus Nordrhein-Westfalen hatte schicken lassen, leider anders aus", berichtet Ulmer. Zwei Tage später fragte ein Ehepaar aus Emmering, das schon mehr als 60 Jahre verheiratet ist, nach demselben Ring, und diesmal waren es die richtigen Besitzer. Seit dem Aufruf haben bereits 100 Leute bei Herrn Ulmer angerufen.

Melden sich die Besitzer der anderen Ringe nicht innerhalb eines halben Jahres, dann darf der Finder sie behalten. Falls er das nicht möchte, wird sie Ulmer mit all den anderen gefunden Regenschirmen, Brillen, Uhren und Handys für einen gemeinnützigen Zweck versteigern.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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