Grippe:Sondersitzung wegen Impfstoff-Knappheit

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Bayerns Hausärzte verzeichnen augenblicklich unter ihren Patienten eine höhere Bereitschaft, sich per Impfung vor der Influenza zu schützen. In den Jahren zuvor war die Impfbereitschaft trotz aller Appelle stets hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nun aber sind in etlichen Praxen die Grippe-Impfstoffe verbraucht, und es fehlt an Nachschub. "Die Probleme höre ich aus ganz Bayern", sagte Petra Reis-Berkowicz, Vorstandsmitglied des Bayerischen Hausärzteverbands.

Aufgrund der Engpässe tritt an diesem Mittwochnachmittag in München die Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) zu einer Sondersitzung zusammen. Dabei wird auch eruiert, wo in Bayern noch Impfstoffe vorhanden sind und wie sie dorthin gelangen können, wo sie fehlen. Der Bayerische Apothekerverband hat bereits eine Tauschbörse eingerichtet. Dabei können Apotheker Impfstoffe anbieten, um sie anderen Apotheken zur Verfügung zu stellen.

Mit ein Grund für das steigende Patienteninteresse ist, dass in dieser Saison die Kassen für all ihre Versicherten den besonders schützenden Vierfach-Impfstoff übernehmen. Anfang dieses Jahres hatte sich noch die Kritik daran entzündet, dass sie diesen Stoff in der Regel nur dann bezahlten, wenn die impfwillige Person einer der Risikogruppen zuzurechnen war - etwa den Senioren, Ärzten oder Pflegekräften.

Gemäß den beim Gesundheitsministeriums eingegangenen Informationen seien vom Impfstoff-Engpass insbesondere Arztpraxen und Apotheken betroffen, "die keinen Impfstoff vorbestellt hatten". Jakob Berger, der regionale Vorstandsbeauftragte für die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns in Schwaben, sagt indes: Von den Engpässen seien auch Hausärzte betroffen, die sehr wohl vorbestellt hatten, nun aber alle Impfstoffe verbraucht hätten. Ihm selbst sei beschieden worden, dass seiner Praxis zeitnah keine weiteren Impfstoffe geliefert werden könnten. Bei der Menge der Stoffe, deren Herstellung bis zu sechs Monate in Anspruch nimmt, orientieren sich die Pharma-Firmen am Bedarf der Vorsaison. Und der war längst nicht so hoch wie jetzt. Außerdem, so betonte die Hausärztin Petra Reis-Berkowicz: Aus Sorge vor möglichen Regressen seitens der Kassen würden viele Ärzte mittlerweile im voraus weit weniger Impfstoff bestellen als in früheren Jahren und dafür bei Bedarf nachordern.

© SZ vom 28.11.2018 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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