Weihnachtstraditionen in der Welt:Schweinebraten und Pekingente

Lesezeit: 5 min

Geschenke gehören zu Weihnachten, doch nicht überall stehen sie im Vordergrund. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

In den USA versteckt man eine Gurke aus Glas im Christbaum, in Togo tanzt man zu lauter Musik, in der Slowakei wird ein lebendiger Karpfen in der Badewanne gehalten. Sechs Menschen, die im Landkreis Freising leben, erzählen von den Weihnachtsbräuchen in ihren Herkunftsländern.

Von Francesca Polistina und Davida Schauer, Freising

Wie feiert man Weihnachten in anderen Ländern? Welche Traditionen werden da gepflegt? Sechs Menschen, die ursprünglich aus den USA, Togo, Peru, Afghanistan, der Slowakei und China kommen und im Landkreis Freising leben, erzählen von den Bräuchen in ihren Kulturkreisen. Und von ihren anstehenden Weihnachtsfeiern.

Jason Reed, 52, aus den USA

Jason Reed (Foto: privat)

"Ich komme aus Ohio und lebe seit etwa 20 Jahren im Landkreis Freising, früher in Neufahrn und jetzt in Moosburg. Bei uns ist die Weihnachtsfeier sehr gemischt. Die große Bescherung findet nach deutscher Tradition am Heiligen Abend statt, am 25. Dezember feiern wir das sogenannte Christmas Stockings. Das ist ein US-amerikanischer Brauch, der an den deutschen Nikolaus - der hingegen in den USA nicht bekannt ist - erinnert: Es werden Weihnachtsstrümpfe aufgehängt und in der Nacht mit Kleinigkeiten befüllt.

Eine besondere Tradition, die wir in der Familie pflegen, ist die der Weihnachtsgurke: Es wird eine saure Gurke aus Glas im Christbaum versteckt und derjenige, der sie findet, bekommt ein zusätzliches Geschenk. In Ohio leben viele deutschstämmige Amerikaner und ich vermute, dass es sich dabei um eine alte deutsche Tradition handelt, die hier inzwischen in Vergessenheit geraten ist.

Was ich an den deutschen Weihnachtstraditionen besonders mag, ist der Advent als Zeit des Zusammenseins: Jeden Abend essen wir zusammen und spielen etwas Gemeinsames. In den USA ist hingegen wirklich nur der 25. Dezember, also der Christmas Day, wichtig, am Tag danach geht man schon wieder arbeiten. Auch finde ich schön, dass man nicht, wie in den USA, einen Christbaum aus Kunststoff nutzt, sondern einen echten. Denn ich liebe seinen Duft."

Deo Amados, 57, aus Togo

Deo Amados (Foto: privat)

"Als ich 1997 mit meiner Frau aus Togo nach Freising kam, haben wir schnell bemerkt, dass Weihnachten hier anders ist. Bei uns in Afrika ist es ein sehr lautes, lebhaftes Fest. Da beschwert sich kein Nachbar über laute Musik. Im Gegenteil: Sie feiern mit. Es ist ein riesiges Fest der Gemeinschaft, bei dem sich auch mehrere Familien und Bekanntenkreise zusammenschließen. Alle trinken, essen, musizieren und tanzen gemeinsam. Es gibt afrikanische Weihnachtslieder und zu dem besonderen Anlass wird eine Ziege oder ein Lamm geschlachtet. In Deutschland ist das nicht so typisch, also mussten wir uns schon erst einmal umgewöhnen.

Geschenke sind auch ein Teil des Festes, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Der Konsum steht nicht für unsere Kultur. Oft werden Geschenke auch selbst gemacht. Zum Beispiel werden aus Dosen Autos gebastelt, die Reifen bestehen aus dem Gummi eines Flipflops. Bei uns ist es ein Brauch, um Mitternacht in die Kirche zu gehen. Da wird ein Krippenspiel aufgeführt, jedoch mit echten Tieren.

Wir haben uns den Deutschen angepasst. Ich feiere den 24. Dezember mit meiner Familie im Kleinen zu Hause. Dafür gibt es aber an Silvester eine große Party mit Leuten aus der Togoer Gemeinschaft aus Freising."

Carmen Woitschach, 59, aus Peru

Carmen Woitschach (Foto: privat)

"Seit 1985 lebe ich in Deutschland, seit 2000 in Eching. Ich komme ursprünglich aus der peruanischen Hauptstadt Lima. Da das Land größtenteils katholisch ist, wird dort auch Weihnachten gefeiert. Doch es ist schon etwas anders als in Deutschland. Vor allem, weil in Peru zur Adventszeit Sommer ist. Am 24. Dezember gingen wir mittags immer in die Kirche. Nachmittags gab es dann Panettone und Kakao, wir nennen die Mahlzeit "Lonche". Wenn die Uhr null schlug, wurde das Christkind symbolisch in die Krippe gelegt, danach gab es das große Festmahl mit Truthahn und dazu Salate. Bei uns bringt der Weihnachtmann "Papa Noël" die Geschenke. Ich kann mich erinnern, dass es damals kaum Weihnachtsdeko gab, im Gegensatz zu jetzt.

Auch in Deutschland gehe ich immer noch mit meiner Familie in den Mittagsgottesdienst. Ich habe allerdings bemerkt, dass es hier etwas schwieriger ist, bis Mitternacht mit dem Essen und der Bescherung zu warten. Weil es hier kalt ist, können sich die Kinder nicht so lange draußen beschäftigen. Also habe ich entschieden, mein früheres Ritual zwar beizubehalten, jedoch von der Zeit her etwas vorzuverlegen. Nun darf meine Enkelin das Christkind bereits am Nachmittag in seine Krippe legen. Mit dem Abendessen fangen wir schon um 19 Uhr an. Danach kommt die Bescherung.

Vor drei Jahren war ich zu Weihnachten mal wieder in Peru und mir ist aufgefallen, dass es mir in Deutschland zur Adventszeit auf jeden Fall besser gefällt. Durch das Klima hier ist die weihnachtliche Atmosphäre einfach ganz anders und ich genieße es, bei Kerzenschein in meiner gemütlichen, warmen Wohnung zu sitzen, während es draußen kalt ist."

Mohibullah Amiry, 28, aus Afghanistan

Mohibullah Amiry (Foto: privat)

"Ich komme aus der afghanischen Stadt Kundus und wohne seit zehn Jahren im Landkreis Freising. Weihnachten spielt in Afghanistan keine Rolle, deshalb feiere ich es nur, wenn ich eingeladen werde, aber zu Hause alleine eher nicht. Die wichtigen religiösen Feierlichkeiten in Afghanistan sind das Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan und das Opferfest, die auch in den anderen muslimischen Ländern gefeiert werden. Während der Festtage besucht man die Verwandten und vor allem die Kinder bekommen kleine Geschenke, zum Beispiel Taschengeld.

Ein anderes traditionelles Fest ist Nowruz, also das Neujahrsfest. Nowruz findet am Frühlingsanfang statt, denn es herrscht dort eine andere Zeitrechnung. Typisch dafür ist ein Getränk, das aus sieben Früchten zubereitet wird. Leider haben die Taliban nun dieses Fest verboten, weil es nicht religiös ist. Richtig große Feste sind in Afghanistan vor allem die Hochzeitsfeiern, dort werden auch 1000 bis 2000 Gäste eingeladen."

Anton Ivasko, 72, aus der Slowakei

Anton Ivasko (Foto: privat)

"Vor 39 Jahren bin ich mit meiner Familie aus Bratislava nach Bayern geflohen. Wir haben das erste Mal deutsche Weihnachten im Asylantenheim verbracht. Da wurden wir ins Pfarrheim eingeladen. Das war sehr schön und ich habe schnell gemerkt, dass die Deutschen Weihnachten ähnlich feiern wie wir in der Slowakei. Einige Unterschiede gibt es trotzdem zu unserer Kultur. Zum Beispiel wollte ich für das Fest in unserer ersten eigenen Wohnung in München einen lebendigen Karpfen zur Freude aller Kinder kaufen, da das bei uns so Brauch ist. Er wird bis zum Weihnachtsessen in der Badewanne gehalten. Jedoch haben mich die deutschen Verkäufer bei meinem Kaufwunsch nur schräg angeschaut.

Seit 1991 lebe ich nun mit der ganzen Familie in Eching, in unserem Haus treffen sich alle an Weihnachten. Unser Haus wird erst am 24. Dezember geschmückt, auch den Weihnachtsbaum gibt es erst an dem Tag. Am Tag der Heiligen Drei Könige wird alles wieder abgebaut. Bei uns beginnt der Heiligabend um circa 18 Uhr mit dem Essen von Oblaten mit Honig. Darauf folgt eine deftige Krautsuppe, die meine Frau für die ganze Familie kocht. Das ist ein festes Ritual bei Slowaken. Nach dem Abendessen gibt es Geschenke vom "Ježiško", dem Christkind. Über die Feiertage ist es ein Muss tschechoslowakische Weihnachtsfilme zu schauen, wie das Märchen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" von Václav Vorlíček."

Yarong Huang, 47, aus China

Yarong Huang (Foto: privat)

"Ich komme aus Shanghai, der größten Stadt Chinas. Mit 25 Jahren kam ich der Liebe wegen nach Bayern. Seit 2004 lebe ich nun in Freising. In China wird offiziell kein Weihnachten gefeiert. Trotzdem werden beispielsweise Einkaufszentren weihnachtlich dekoriert, aber nur um den westlichen Konsum mitzunehmen. Da für meine Familie aus China Weihnachten unbedeutend ist, kommen sie zu der Zeit auch nicht unbedingt zu Besuch nach Deutschland.

Für sie ist der große Tag im Jahr das Fest des chinesischen Neujahrs. Da kommt die ganze Familie zusammen. Alle müssen rausgeputzt sein, damit sie gut ins neue Jahr starten können. Das heißt, davor muss man beim Friseur gewesen sein, die Schuhe sollen geputzt sein und am besten trägt man auch neue Klamotten. Es ist üblich, dass man Bargeld geschenkt bekommt. Wichtig sind auch die verschiedenen Sprüche, die man sich an dem Tag gegenseitig sagt. Zum Beispiel wünscht man seinen Liebsten: "Dein Leben soll so lang gehen, wie es der Ozean ist" oder "Dein Reichtum soll so groß sein, wie es die Berge sind". Es gibt auch ein großes Feuerwerk. In Freising feiere ich das Fest mit meiner chinesischen Community.

Weihnachten feiere ich hier mit meiner kleinen Familie, inklusive Bescherung und Weihnachtsliedern. An Heiligabend kombinieren wir die deutsche mit der chinesischen Küche. Es gibt bayerischen Schweinebraten, aber auch Pekingente."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

1300 Jahre Korbinian in Freising
:Ein ganzes Jahr lang im Feiermodus

2024 will sich die Stadt von ihrer besten Seite zeigen. Zusammen mit der Erzdiözese München arbeitet Freising schon seit einiger Zeit an einem Jubiläumsprogramm. Auch viele Gruppen und Vereine wollen sich einbringen. Sogar der Domberg-Aufzug soll dann fertig sein.

Von Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: