Mitten in Bayern:Auf der Spur der Leberkässemmeln

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Liegt hier die Ursache für das erhöhte Verkehrsaufkommen? So zumindest fühlt es sich für den Metzger an. (Foto: imago images/CHROMORANGE)

Seit die Wendelsteinstraße in der Gemeinde Fischbachau über eine ordentliche Asphaltdecke verfügt, zieht sie gewichtige Nutzer an. Darüber ist nicht einmal der Metzger glücklich.

Glosse von Matthias Köpf

Es gehört längst zu den Standardsprüchen der Verkehrsforscher, dass wer Straßen baut, auch Straßenverkehr erntet. Warum sollte es da ausgerechnet der Gemeinde Fischbachau im Landkreis Miesbach anders gehen? Andererseits gab es die Wendelsteinstraße im Ortsteil Hammer ja schon vorher, und das sogar schon recht lang. Nur hat die Gemeinde die schmale Straße erst vergangenes Jahr asphaltieren lassen - und seither hat sie dort ein Problem mit dem Schwerverkehr.

Immer mehr Lastwagen zwängten sich inzwischen durch die Siedlung, hieß es zuletzt von Anwohnern. Der Grund dafür ist allerdings nicht, dass der Weg zwischen dem nahen Schotterwerk und der B 307 über die Wendelsteinstraße für 40-Tonner so viel kürzer oder schneller wäre. Der Grund sind offenbar vielmehr die Leberkässemmeln, zu denen die Gemeinde den Lkw-Fahrern mit ihrem Asphalt den Weg geebnet hat.

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So jedenfalls hat sich das ganze Problem neulich im Fischbachauer Gemeinderat dargestellt. Zwar hätten die Laster vom Schotterwerk die Wendelsteinstraße sicherlich auch in deren früherem, noch unasphaltierten Zustand bewältigt. Doch der neue Fahrbahnbelag scheint im Bedarfsfall den Umweg über die Metzgerei erst richtig attraktiv gemacht zu haben.

Das könnte jetzt natürlich den Metzger freuen, und vielleicht tut es das ja auch, nur nimmt das Pflaster in seiner Hofeinfahrt durch die herumrangierenden 40-Tonner offenbar mehr Schaden als er durch die zusätzlich verkauften Leberkässemmeln hereinbekommt. So lautet die Auskunft aus dem Fischbachauer Bauamt, das diese spezielle Gewinn-und-Verlust-Rechnung des Metzgers nach eigenen Angaben aber schwerlich als ausreichenden Grund für eine Tonnagebeschränkung auf der offenbar robust asphaltierten Straße heranziehen könnte.

Allerdings gebe es ein kleines Stückchen weiter südlich eine schmale Brücke über die Bahnlinie, und diese Brücke sei auf Schwerverkehr in der Tat überhaupt nicht ausgelegt. Also wird die Gemeinde den Beschluss ihrer Gemeinderäte demnächst umsetzen und Schilder aufstellen, wonach das Befahren der Wendelsteinstraße nur bis zu zwölf Tonnen Gesamtgewicht erlaubt ist. Und ohne Lastwagen würde das ja auf jeden Fall für ziemlich viele Leberkässemmeln reichen.

© SZ vom 15.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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