Bildung in Bayern:Katholische Universität Eichstätt ist in Geldnot - Blume kritisiert Kirche

Lesezeit: 3 Min.

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt hat Geldsorgen. (Foto: Johannes Simon)

Deutschlands einzige katholische Universität gerät wegen sinkender Kirchengelder in Bedrängnis. Fast ein Zehntel der Kosten soll gekürzt werden. Der zuständige Minister hat für den Sparkurs "null Verständnis".

Von Thomas Balbierer

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) ist in finanzielle Not geraten. Wie Universitätspräsidentin Gabriele Gien am Freitag auf SZ-Anfrage bestätigte, muss die Hochschule ihre Kosten im kommenden Jahr um acht Prozent senken, um ein Defizit von circa 2,5 Millionen Euro zu verhindern. Besonders beim Personal soll nun gekürzt werden. Der harte Sparkurs hat laut Gien mit Kostensteigerungen bei Energie, Mieten und Tarifgehältern zu tun, die der kirchliche Träger nicht ausgleichen wolle.

Zudem habe die Katholische Kirche vor, dauerhaft zugesagte Sonderzahlungen in Höhe von 5,5 Millionen Euro zurückzufahren."Das Vertrauen ist erschüttert", sagte Gien, die seit 2014 an der Spitze steht. "Wir erwarten, dass der kirchliche Träger ein klares Bekenntnis nicht nur zum Fortbestand der KU, sondern auch zu einem gesicherten Haushalt abgibt."

Vermittlungsversuche zwischen dem bayerischen Wissenschaftsministerium und den Kirchenverantwortlichen waren nicht erfolgreich. "Ich habe null Verständnis dafür, dass sich die Katholische Kirche aus der Finanzierung der KU Eichstätt-Ingolstadt zurückziehen möchte", teilte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Sonntag auf SZ-Anfrage mit. "Auf dem Rücken von Wissenschaft und Bildung zu sparen, ist der falsche Weg." Ein Jahr haben Freistaat und Kirche über ein stärkeres Engagement des Landes verhandelt, doch laut Blume habe die Kirchenseite die Gespräche "einseitig verlassen und den verabredeten Eckpunkten die Grundlage entzogen". Die Kirche müsse "endlich Farbe bekennen".

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Im Frühjahr hatte der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf die Frage, ob es eine katholische Universität noch brauche, gesagt: "Ja und ja und noch mal ja." Am Wochenende war eine Stellungnahme der Bischofskonferenz nicht zu erhalten.

Im Haushaltsjahr 2022 flossen fast 22 Millionen Euro aus einem Fonds der bayerischen Diözesen an die KU. Angesichts massenhafter Kirchenaustritte und sinkender Einnahmen bei der Kirchensteuer hatten die Diözesen aber schon im vergangenen Herbst Einsparungen angekündigt. Um eine "angemessene und nachhaltige Finanzierung" zu sichern, sollte eine Arbeitsgruppe Sparmaßnahmen einbringen.

Die 1980 gegründete Katholische Universität ist die einzige von der Kirche getragene Uni Deutschlands. Sie wird zu 85 Prozent vom Staat und zu 15 Prozent von der Kirche in Bayern finanziert. Fast 5000 Studierende sind an der KU eingeschrieben, rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren dort zuletzt beschäftigt.

Laut Gien sollen die Einsparungen nun ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt werden, etwa durch die Zusammenlegung von Sekretariaten. Durch Digitalisierung soll die Verwaltung effizienter werden. Im Einzelfall könnten auch offene Professuren zusammengefasst oder sogar gestrichen werden. Für unbefristete Stellen habe der kirchliche Träger "eine vorübergehende Stellensperre verhängt". Die Uni arbeite "mit Nachdruck daran, dass solche Kürzungen lediglich vorübergehend notwendig sind".

Von einer Krise will Gien nicht sprechen, die Aufregung im kleinen Eichstätt ist dennoch groß. Studierende der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät hatten vor wenigen Tagen in einem Brandbrief an die Uni-Leitung kritisiert, dass eine ausgeschriebene Professur gestrichen und mit einer günstigeren "Lehrkraft für besondere Aufgaben" besetzt worden ist. Die Studierenden klagten über einen "massiven Einschnitt in unserer studentischen Ausbildung" und rufen für Dienstag zu einer Demo am Campus auf. Sie haben auch eine Online-Petition gestartet. "Wir Studierende sind die Leidtragenden der Sparmaßnahmen."

Studierende seien unsicher, "ob ihr Studium oder ihre Stelle noch eine Zukunft an der Universität hat"

Auf SZ-Anfrage zeigt sich auch Robin May besorgt, der Vorsitzende des Studentischen Konvents. "Kürzungen beim Personal in den Fakultäten bedeuten eine Verminderung der Lehr- und Forschungsqualität an der KU. Wir setzen uns dafür ein, dass die gute Lehre an der Universität nicht abnimmt." Viele Studierende seien nun unsicher, "ob ihr Studium oder ihre Stelle noch eine Zukunft an der Universität hat". Viele von ihnen arbeiten zum Beispiel als Hilfskraft in der Uni.

KU-Präsidentin Gien beteuerte, dass die Qualität von Forschung und Lehre nicht leiden soll. Man habe bereits im laufenden Jahr 1,6 Millionen Euro einsparen müssen. "Wichtig ist zu betonen, dass alle Studierenden zu jeder Zeit die in den Curricula vorgesehenen Lehrveranstaltungen besuchen und somit ihr Studium ordnungsgemäß fortsetzen konnten", heißt es in einem Schreiben der Uni.

Gien hofft nun, dass das Wissenschaftsministerium in Zukunft eine wichtigere Rolle bei der Finanzierung der KU übernehmen könnte, das im vergangenen Jahr knapp 53 Millionen an die Uni überwies. Das Ministerium sei bislang ein "sehr zuverlässiger Partner" gewesen. Was sie über die katholischen Bischöfe derzeit nicht sagen kann. Im Gespräch verbirgt sie ihren Frust über die kirchlichen Geldgeber kaum. Zehn Jahre lang habe sich die Uni ohne Krisen, ohne negative Schlagzeilen gut entwickelt. Zuletzt wurde Gien zum dritten Mal für die bundesweite Auszeichnung als "Hochschulmanagerin des Jahres" nominiert. Diese Entwicklung sei ohne eine nachhaltige Finanzierung in Gefahr. "Wir können jetzt nicht mit dem Rasenmäher-Prinzip unsere Uni abrasieren", sagt Gien.

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