Brauchtum:Die Poesie der Dreikönigsnacht

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Die Sternsinger sind gerade wieder unterwegs und sammeln Spenden für einen wohltätigen Zweck. Das Bild der hier gezeigten Sternsinger entstand bereits 2017 in Pfaffenreut im Bayerischen Wald. (Foto: Martin Waldbauer)

Sie gilt als die letzte der Raunächte, und noch heute ist es mancherorts üblich, Wohnungen und Ställe auszuräuchern, um böse Mächte zu bannen.

Die Nacht vor Dreikönig (6. Januar) gilt als die letzte der von Mythen umrankten Raunächte. Noch heute ist es hier und dort üblich, in jener Nacht Wohnungen und Stallungen auszuräuchern. Eine alte Erfahrung besagt, dass nichts das Treiben der bösen Mächte besser bannt als Qualm und Rauch. Schon im Mittelalter adaptierte auch die Kirche diesen Brauch. Der geweihte Weihrauch wird auf eine Glutpfanne gestreut, mit der man dann den Rauch im Haus verteilt.

Dieses Räuchern praktizieren auch die Sternsinger, die jetzt unterwegs sind, um eine Gabe bitten und dabei mit dem Rauchfass schwingen. Mit der Kreide schreiben sie eine Segensformel an die Türen: 20 C + M + B 24. Die einen lesen darin die Namen der biblischen Sterndeuter Caspar, Melchior und Balthasar, die anderen den alten Segensspruch "Christus mansionem benedicat!", was übersetzt bedeutet: "Christus segne dieses Haus!"

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Die Dreikönigstradition geht bis auf den Kaiser Barbarossa zurück. Nachdem dieser anno 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln hatte überführen lassen, rückten sie in den Mittelpunkt der Verehrung. Der älteste bayerische Beleg für den Sternsinger-Brauch findet sich in einem Tölzer Strafregister von 1496, in dem vermerkt ist, dass ein Bußgeld gegen einen Grobian verhängt wurde, der einen Sternsinger verprügelt hatte.

Seit dem Start der Aktion im Jahr 1959 sammelten die Sternsinger bundesweit gut 1,3 Milliarden Euro an Spenden, mit denen weltweit Hilfsprojekte unterstützt wurden. 2015 erfolgte die Aufnahme des "Sternsingens" in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Im Zentrum der Aktion Dreikönigssingen 2024 steht die Jugend in Amazonien.

Die Zeit des Jahreswechsels war in früheren Zeiten ohne mediales Dauerfeuer noch voller Magie. Jene Stimmung fängt wunderbar eine Fotografie von Martin Waldbauer ein, der demnächst im Spital Hengersberg die Ausstellung "Funkloch" zeigt. Sie umfasst Fotografien voller Poesie aus abgelegenen Orten des Bayerischen Waldes.

Funkloch, Fotografien von Martin Waldbauer, Kunstsammlung Ostbayern, Passauer Straße 38, 94491 Hengersberg. Vernissage: Freitag, 12. Januar, 19 Uhr. Bis 3. März, Sa/So und Feiertage 14-17 Uhr (Tel. 0179-1323151).

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