Diskussion um G8 und G9:Pädagogik bei der CSU

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Horst Seehofer will die CSU auf die Abkehr vom reinen G 8 einschwören - und steht vor altbekannten Problemen. (Foto: dpa)

Ministerpräsident Horst Seehofer will die CSU seit Wochen auf die Abkehr vom reinen G 8 trimmen. Doch so einen Schwenk will seine Partei nicht einfach so mitmachen.

Von Frank Müller

Zu denjenigen, denen der Streit um G 8 und G 9 pädagogische Höchstleistungen abverlangt, gehört erkennbar auch die CSU selbst. Dort verfolgt Ministerpräsident Horst Seehofer schon seit Wochen das Ziel, seine Partei auf Abkehr vom reinen G 8 zu trimmen. Das Problem daran ist dasselbe, wie es Seehofer schon bei Themen wie Donauausbau, Atomkraft oder Studiengebühren widerfuhr: Die Partei ist nicht so ohne weiteres bereit, Positionen aufzugeben, die sie jahrelang gegen Proteste durchfocht.

Am Mittwoch ist Seehofers höhere Reife im Umgang mit solcher Unwilligkeit zu beobachten. Am Rande des Plenums schildert Seehofer wortreich die Vorzüge eines Umschwenkens und bezeichnet den Prozess zugleich als völlig offen. Es handele sich beim Konzept der Philologen um das eines "starken Verbandes", das gründlich zu diskutieren sei. "Am Schluss steht eine klare Entscheidung, wie die aussieht, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen."

Er sei dabei "vorurteilsfrei" und fügt ungerührt hinzu, am Ende müsse man "klipp und klar sagen: Unsere Alternative ist die Fortführung des Ist-Zustandes - oder wir legen etwas Neues auf den Tisch." Da sei eben seine Erfahrung: "Jedes anspruchsvolle Thema beginnt mit einer gewissen Dosis Skepsis." Nach 40 Jahren in der Politik wisse er, "dass man mit Skepsis Politik nicht machen kann, da muss man führen".

Auch Spaenle geht auf Distanz zur Partei

Seehofer reagiert damit direkt auf Bemerkungen, mit denen CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer unmittelbar zuvor vor G 9-Euphorie gewarnt hat. "Wir werden uns von niemandem unter Druck setzen lassen", sagt Kreuzer. "Wir werden gar nichts schnell ändern." Denn schließlich habe man "schon mal was schnell geändert, das empfiehlt sich nicht", sagt Kreuzer unter Anspielung auf die überstürzte G 8-Einführung vor einem Jahrzehnt unter Edmund Stoiber.

An die kann sich auch der jetzige Schulminister Ludwig Spaenle noch gut erinnern. Schließlich sei er Historiker, sagt Spaenle süffisant. Er kann seinen Satz, wonach "G 8 für alle ebenso überholt ist wie G 9 für alle" in der Zwischenzeit mutmaßlich im Schlaf hersagen. Auch er geht leicht auf Distanz zur bisherigen CSU-Linie. "Wie das G 8 eingeführt wurde, war suboptimal."

Bleibt für die CSU noch das Problem, wie sie mit einem erst ein halbes Jahr alten Satz von Seehofer in der ersten Regierungserklärung umgeht. "Keine neuen Schulreformen in den nächsten Jahren", hatte Seehofer versprochen. Spaenle weiß, wie man sich dazu verhält und liefert seine Textanalyse: Nun stehe keine Reform an, sagt er. Sondern "eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung".

© SZ vom 27.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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