Kratzers Wortschatz:Beim Spickern braucht man keinen Spickzettel

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Bei der Darts-Weltmeisterschaft in London waren die deutschen Teilnehmer chancenlos. Trotzdem erfreut sich dieser Sport auch hierzulande großer Beliebtheit. Nur trägt er einen lustigeren Namen - jedenfalls in Bayern.

Kolumne von Hans Kratzer

Spickern

Darts ist ein Präzisionssport, bei dem die Wettkämpfer mit Pfeilen (Darts) auf eine Zielscheibe werfen. In Süddeutschland heißen die Darts Spicker, weshalb der vor allem in Kneipen betriebene Sport auch Spickern genannt wird. In Vohenstrauß in der Oberpfalz gibt es den Spickerverein Blaupfeil, der laut Terminplan am Dreikönigstag ein Dreikönigs-Spicken im Spickerraum der Stadthalle geplant hatte. Die Verben spicken, spickern und specken beschreiben ursprünglich die Technik, mageres Fleisch mit Speck zu durchflechten. Spicken bedeutet aber auch, sich mit fremden Federn oder mit gestohlenen Weisheiten zu schmücken. Von da aus ist es nicht weit zum Abschreiben, das ebenfalls mit dem Verb spicken umschrieben wird. In diesem Fall könnte es auch mit spähen zusammenhängen. Unstrittig ist, dass ein Schelm, der spicken will, einen Spickzettel braucht. Wird er beim Unterschleif erwischt, dann droht ihm nach wie vor ein Spicksechser.

Riabbe

Das Magazin Der Spiegel hat vermeldet, die Amtsübergabe vom alten an den neuen Bundesverkehrsminister habe zu den wenigen skurrilen Szenen des Regierungswechsels gezählt. Andreas Scheuer (CSU) habe seine Erfolge herausgestellt, seinem Nachfolger Volker Wissing (FDP) habe er aber ein unaufgeräumtes Büro hinterlassen. Wissing vertrat bei der Amtsübernahme die These, ein Regierungswechsel könne eine große Ästhetik haben. Dann lobte er die Musiker, die den Termin klanglich untermalt hatten, sie hätten diese Ästhetik auf wunderbare Weise betont. "Das war Wissings Art", heißt es in dem Bericht weiter, "seinem Vorgänger zu sagen, dass dieser ein Rüpel sei." Auch CDU-Chef Friedrich Merz hatte der Schwesterpartei CSU vor längerer Zeit indirekt Rüpelhaftigkeit vorgehalten. Zum Glück sind Wissing und Merz des Bairischen nicht mächtig. Sonst hätten sie statt Rüpel wohl Riabbe gesagt. Die im Riabbe enthaltene Unhöflichkeit, Ungeschliffenheit und Derbheit übertrifft an Schärfe den Rüpel bei weitem. "So ein Riabbe!" Schlimmer geht's nimmer. Schwächere Formen lauten Gloiffe, Glache und Glätzn.

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