CSU ohne Guttenberg:Seehofer, der Mann für den Alltag?

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Seehofer, das ist der Mann für den Alltag, den die Partei nur nahm, weil sie keinen anderen hatte. Und auch das erst im zweiten Anlauf. Guttenberg, das war der Mann für die Träume, für die Zukunft, das Licht am Ende des Jammertals, in das die CSU nach dem Sturz von Edmund Stoiber und dem Verlust der absoluten Mehrheit 2008 gefallen war. Jetzt ist der Traum vorbei, die CSU ist aufgewacht und ihr Schädel brummt.

Seehofer will Guttenberg in der Politik halten

Mit dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg fehlt der CSU die Lichtgestalt. Das weiß auch Parteichef Horst Seehofer.

(Foto: dapd)

Denn täglich wird ihr klarer, dass sie nun völlig in der Hand von Seehofer ist. Wer ihn für eine vorübergehende Erscheinung hielt, muss sich darauf einrichten, dass er bis nach dem Wahltermin 2013 bleiben wird. Die CSU hat keinen anderen. CSU und die Schwesterpartei CDU, deren Kanzlerin oft vernehmlich stöhnt, müssen nun bis auf weiteres mit dieser sprunghaften Persönlichkeit zurechtkommen, diesem Geist, der stets verneint und der das Sticheln gegen Berlin zur Kunstform erhoben hat.

Doch so sehr Seehofer auch poltert, seine Partei ist blass geworden, inhaltlich und personell. Das hat die Kabinettsumbildung gezeigt: Die CSU hat nicht zwei, drei Ministerkandidaten, die sie jederzeit einsetzen kann. Sie hat viele alte Schlachtrösser und Junge, die noch zu unerfahren sind, um ihnen verantwortungsvolle Posten zu geben. Und sie hat ministrable Landespolitiker, die sich schlicht weigern, nach Berlin zu gehen - mit dem Hinweis auf Familie und das, was man heute Work-Life-Balance nennt. Das ist peinlich für Seehofer.

Offensichtlich fühlt sich dem Chef keiner seiner Mitstreiter so eng verbunden, um die Lebensplanung auf die Bedürfnisse der Partei auszurichten. In der CSU von heute schaut jeder, was ihm selber nützt. Denn die Gewissheit, zumindest in Bayern immer an der Macht zu sein, ist verloren gegangen. Und damit auch das Gefühl, diese Macht unbedingt verteidigen zu müssen. Die CSU ist keine Wagenburg mehr.

Die Frage bleibt: Was ist die CSU? Wo will sie hin - außer an die Macht? Die Partei hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, sie hat ideologischen Ballast über Bord geworfen, hat ihre Ecken abgeschliffen, hat sich sogar eine Frauenquote gegeben - was eingefleischte CSU-Mannen noch immer für ein Versehen halten. Die Partei hat in Bayern das Landesbank-Desaster überlebt und in Berlin ordentliche Minister installiert. Und? Kann das schon alles gewesen sein?

Genau diese Frage beantwortet Seehofer nicht. Die große Idee, die Vision der CSU kann er nicht liefern. Die Basis und er, das ist die Geschichte einer friedlichen Koexistenz, mehr nicht.

Auch deshalb wird in Zukunft in den Hinterzimmern der Partei immer an den einen erinnert werden, den man nach Berlin geschickt hatte. Jener Mann, der nicht nur die Seelchen der Bunte-Leserinnen ansprach, sondern der Partei vermittelte, er wüsste, wo es langgeht und wofür sie steht. Zumindest tat er so.

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