CSU: Dämpfer für Seehofer und Ramsauer:Der Schein trügt

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Nach der Europawahl schien die Krise der CSU vorbei. Doch der Nürnberger Parteitag offenbart, dass die Christsozialen noch lange nicht so geschlossen sind wie einst.

B. Kruse

Nach der Europawahl schien die Welt der CSU wieder in Ordnung zu sein - hatte man doch deutlich besser abgeschnitten als befürchtet. Die Krise schien vorbei, die CSU glaubte sich auf dem besten Weg zurück zur alten Stärke.

Bekam in Nürnberg einen Denkzettel verpasst: CSU-Chef Horst Seehofer. (Foto: Foto: Getty Images)

Parteichef Horst Seehofer demonstrierte wieder das bekannte CSU-Selbstbewusstein. Mit Querschüssen aus Bayern in der Europa- oder Steuerpolitik ärgerte er die Kanzlerin - und sorgte dafür, dass Bayerns Sonderrolle wieder genügend zur Geltung kam. Die CSU war fast wieder die Alte, so der Eindruck.

Doch der Schein trügt. Die Delegierten haben ihrer Führungsspitze in Nürnberg gleich mehrere Verweise ausgestellt. Der Dämpfer, den sie Horst Seehofer mit einem Wahlergebnis von 88 Prozent verpasst haben, ist nur einer davon. Hier wird deutlich: Zu tief sitzen die Demütigungen, die Seehofer zahlreichen Parteifreunden in den letzten neun Monaten zugefügt hat. Sei es, dass er sie bei seiner Kabinettsbildung nicht mehr berücksichtigt, im Europawahlkampf düpiert hat oder sie mit ständigen Anweisungen drangsaliert.

Wie schlecht es wirklich um die neu beschworene Geschlossenheit der CSU bestellt ist, zeigen die Wahlergebnisse seiner vier Stellvertreter. Ausgerechnet ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer, haben die Delegierten abgestraft.

Lediglich 78,9 Prozent der Stimmen hat der Oberbayer erhalten. Ramsauers Wahlergebnis sorgte bei der gesamten Parteispitze für Ratlosigkeit und Entsetzen. Auf die viel beschworene kollektive Intelligenz der Delegierten konnte Ramsauer nicht zählen.

In elf Wochen wird ein neuer Bundestag gewählt und die Union braucht ein CSU-Ergebnis von etwa 50 Prozent, wenn sie künftig mit der FDP regieren will. Doch statt ein Signal von Geschlossenheit und Kampfeskraft, sendet die CSU von ihrem Wahlkampfauftakt nur eine diffuse Botschaft an die Bürger. Vom selbstgesteckten Ziel der Erneuerung ist die Partei noch weit entfernt.

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