Wie die Coburger Staatsanwaltschaft am Nachmittag in einer Pressemitteilung erklärte, hat sie die Ermittlungen gegen einen ehemaligen KZ-Wachmann eingestellt. Der beschuldigte 99-Jährige ist zwischenzeitlich gestorben. Woran der Mann genau starb, wollte Johannes Tränkle, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage nicht erklären. Das Ermittlungsverfahren galt dem Vernehmen nach als relativ weit fortgeschritten und der Beschuldigte als verhandlungsfähig. Beobachter gingen davon aus, dass die Erhebung der Anklage kurz bevor stand und der Prozess nächstes Jahr hätte stattfinden können. Es wäre einer der letzten Prozesse gegen einen mutmaßlichen NS-Täter geworden.
Dem Mann aus dem Raum Coburg wurde vorgeworfen, von April 1943 bis Mai 1945 im Hauptlager in Ravensbrück Dienst getan und dadurch den Tod von Häftlingen erst ermöglicht zu haben. Es ging um mögliche Beihilfe zum Mord.
Zwischen 1939 und 1945 sind im KZ Ravensbrück 132 000 Frauen, 20 000 Männer und 1000 weibliche Jugendliche des "Jugendschutzlagers Uckermark" als Häftlinge registriert worden. Sie stammten aus mehr als 40 Nationen, unter ihnen auch zahlreiche Juden sowie Sinti und Roma. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Allein in einer Ende 1944 erbauten Gaskammer starben etwa 6000 Häftlinge. Ende April 1945 zwang die SS zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Nordwesten. Rund 3000 zurückgelassene Kranke wurden am 30. April 1945 durch die Rote Armee befreit.