Christian Ude:Im Wahlkampf

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Von Zurückhaltung keine Spur: Christian Ude, der mögliche SPD-Spitzenkandidat für den bayerischen Landtagswahlkampf, zeigt, dass er poltern kann - und attackiert CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer. Kandidieren will Ude aber nur unter bestimmten Bedingungen.

Laura Martin

Eigentlich sollte es eine Pressekonferenz zur neuen Werkswohnungs-Initiative der Stadtwerke sein. Geworden ist es dann aber ein inoffizieller Wahlkampfauftritt eines Oberbürgermeisters, der mit dem Posten des Ministerpräsidenten liebäugelt: Angesichts der Eon-Krise konnte sich Christian Ude nicht zurückhalten und übte deutliche Kritik an der Landespolitik. "Die Regierung unter Stoiber hat Privatisierungen durchgeboxt, sodass Bayern keine Energieunternehmen mehr besitzt und jetzt nur noch zuschauen kann, wie in München Arbeitsplätze verlorengehen", wetterte Ude, ein erklärter Gegner dieser Politik. "Die Landesregierung hat damals den Prozess eingeleitet und weint nun Krokodilstränen."

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Dem ehemaligen CSU-Chef Erwin Huber gab er zusätzlich eine mit. Denn Huber war damals als Leiter der Staatskanzlei an den Verhandlungen zur Eon-Fusion beteiligt, nun hat er die Staatsregierung aufgefordert, den Eon-Abzug aus München "nicht einfach hinzunehmen", Horst Seehofer müsse notfalls seinen "guten Draht" zu Eon-Chef Johannes Teyssen aktivieren.

"Dreist" nennt Ude das, schließlich sei es Huber gewesen, der die öffentlichen Unternehmen "verscherbelt" habe. "Wenn ich der Pressesprecher von Seehofer wäre, dann würde ich den Angriff von Erwin Huber deutlich zurückweisen." Der Pressesprecher sei er nun aber nicht, fügt Ude bedeutungsvoll hinzu - und sein Interesse am Amt des Ministerpräsidenten schwingt ungesagt mit.

Kandidieren will er allerdings nur unter Bedingungen, erklärte der frühe Wahlkämpfer am selben Tag dem BR. Ein Ja der SPD zur dritten Startbahn und zur zweiten Stammstrecke, ein Nein zu weiteren Privatisierungen - sonst spielt Ude nicht mehr mit.

Überhaupt die Stammstrecke: Die stelle ein Nadelöhr dar, ein Kollaps käme einem Herzinfarkt gleich. "Da hilft keine Fußpflege!" Es gehe um die Zukunftsfähigkeit eines der größten deutschen Nahverkehrssysteme. Bis Ende des Jahres müsse eine Entscheidung her, fordert Ude.

Und wenn es nichts wird mit der Nachfolge Seehofers? Dann bleibe er bei seinem ursprünglichen Plan, in den verdienten Ruhestand zu gehen. Für seine Nachfolge als Oberbürgermeister Münchens hat er einen klaren Wunsch: "Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Rot-Grün für München will, und zwar in der Reihenfolge."

© SZ vom 13.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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